derneuestefan.com<\/a>.
\n <\/p>\nDie ersten Anzeichen<\/strong><\/p>\nAngefangen hatte es mit roten Stellen am \u00dcbergang von der Eichel zum Schaft. Die Haut war gereizt und schmerzte, wie es eben schmerzt, wenn man eine kleine Wunde hat. \u201eIch dachte erstmal nichts Schlimmes und wartete ab<\/em>\u201c, erz\u00e4hlt Stefan. Auf die Frage, wie lange genau, antwortet er: \u201eSehr lange!<\/em>\u201c Es wurde mal besser und dann wieder schlimmer und als er wegen einer anderen Sache einen Termin beim Hautarzt hat, fasst er Mut und zeigt dem Dermatologen die wunde Stelle. Der Hautarzt empfiehlt den Besuch beim Urologen, der den damals 33-J\u00e4hrigen mit einem Rezept f\u00fcr eine Salbe und Kamillenb\u00e4der nach Hause schickt. Die Hautr\u00f6tung scheint zun\u00e4chst etwas zur\u00fcckzugehen, um sich dann abermals zu verschlimmern. Dreimal sucht Stefan K\u00fcbler denselben Urologen auf. Drei Jahre vergehen, bis endlich eine Biopsie erfolgt, die schlie\u00dflich jene Klarheit bringt, die den inzwischen 36-J\u00e4hrigen und seine Frau erstmal aus ihrem gerade gut gef\u00fcllten Alltag rei\u00dft. Eben erst hat das junge Paar ein renovierungsbed\u00fcrftiges Haus finanziert und alle H\u00e4nde voll zu tun.<\/p>\n\u201eNachdem endlich Klarheit \u00fcber den b\u00f6sartigen Tumor herrschte, prasselten die Einschl\u00e4ge nur so auf mich ein. Mit mindestens zwei Operationen hatte ich zu rechnen. Mit der ersten sollte der Tumor entfernt, mit der zweiten die Lymphknoten in der Leiste untersucht werden, da auch sie von Krebs befallen sein k\u00f6nnten. Im besten Fall sollte die Sache danach erledigt sein<\/em>\u201c, bloggt Stefan im Kapitel \u201eNetter Versuch, Krebs!\u201c im Oktober 2016.<\/p>\nDie Diagnose wird in einer Uniklinik gestellt, \u00dcberbringer der Hiobsbotschaft ist ein junger Arzt, der damit selbst \u00fcberfordert scheint.<\/p>\n
\u201eVor der T\u00fcr des Sprechzimmers brachen wir dann zusammen, meine Frau \u00e4u\u00dferlich, ich innerlich. Wir schleppten uns zur\u00fcck in den Wartebereich und setzten uns. Und sammelten uns. Und umklammerten uns. Nach ein paar Minuten wurde es etwas besser, doch in diesem Moment wollte ich von dem Stuhl im Wartezimmer nie wieder aufstehen. Denn ich wusste, sobald ich aufstehen w\u00fcrde, m\u00fcsste ich mich um den Krebs k\u00fcmmern. Krebs. Mein Gott, ich bin jetzt Krebspatient!<\/em>\u201c<\/p>\nEine kleine Odyssee auf dem Weg zur richtigen L\u00f6sung<\/strong><\/p>\nPl\u00f6tzlich waren unglaublich viele Dinge zu erledigen<\/em>\u201c, erz\u00e4hlt Stefan. Wie ferngesteuert sei er durch mehrere Klinikstationen geeilt, um Termine zu machen. Termine die er ein paar Tage sp\u00e4ter wieder absagen w\u00fcrde. \u201eZwischen den Zeilen hatte ich verstanden, dass diese Klinik f\u00fcr diese Erkrankung nicht die richtige war. Also holte ich Zweit- und Drittmeinungen ein.<\/em>\u201c Die urologischen Abteilungen von zwei weiteren Unikliniken in Norddeutschland sucht er auf, bis er sich endlich im Gespr\u00e4ch mit einem Urologen wiederfindet, f\u00fcr den der Organerhalt an erster Stelle steht, der von einer Rekonstruktion als Selbstverst\u00e4ndlichkeit spricht und der spezialisiert auf diese Art der Operation ist.<\/p>\nErst das Thema Familienplanung und dann die OP <\/strong><\/p>\nStefan ist 36 Jahre alt, verheiratet und hat mit seiner Frau gerade ein Haus gekauft. Alle
\nZukunftslichter stehen eigentlich auf gr\u00fcn! Eigentlich. \u201ePl\u00f6tzlich stand meine Zeugungsf\u00e4higkeit auf dem Spiel. Dar\u00fcber hatte ich mir nie Gedanken gemacht. In aller Eile k\u00fcmmerte ich mich um die Konservierung meines Erbgutes<\/em>\u201c, schreibt Stefan im Blog.<\/p>\nUnd dann stehen die Operationen an: In der ersten OP wird der Tumor und mit ihm die Eichel entfernt, die man jedoch sogleich aus einem St\u00fcck Oberschenkelhaut rekonstruiert. \u201eIm Aufwachraum habe ich zun\u00e4chst versucht, mit der Hand etwas zu ertasten und war irgendwie beruhigt, als ich einen Verband sp\u00fcrte, der um etwas herumgewickelt war<\/em>\u201c, erz\u00e4hlt Stefan im Gespr\u00e4ch. <\/p>\nMit dem zweiten operativen Eingriff werden vorsorglich die Lymphknoten in den Leisten entfernt. Schlie\u00dflich steht, in einer dritten Operation noch eine Korrektur der Vorhaut an. Danach kehrt zum Gl\u00fcck Ruhe ein. Zumindest was die Operationen und den Krebs betrifft. Umso lebendiger ist das Leben zu Hause geworden, denn vor zwei Jahren wurde Stefans kleine Tochter geboren und stellt seitdem die Welt ihrer Eltern auf sch\u00f6nste Weise auf den Kopf.<\/p>\n
R\u00fcckblickend, so der junge Vater, habe er die Zeit nach den Operationen, insbesondere als es um die Familienplanung ging, als besonders anstrengend empfunden. \u201eDas war belastender als die operativen Eingriffe im Krankenhaus<\/em>\u201c, erz\u00e4hlt er. Umso mehr freut er sich, dass es geklappt hat. \u201eWir wussten ja anfangs gar nicht, wie lange die Behandlung dauern w\u00fcrde und was noch notwendig sein k\u00f6nnte. Es war sicher ein Vorteil, dass ich weder eine Chemo noch eine Bestrahlung brauchte.<\/em>\u201c Doch die Krebserkrankung an sich sei eine immense Belastung f\u00fcr den K\u00f6rper und die Psyche und damit auch f\u00fcr die Zeugungsf\u00e4higkeit. Das d\u00fcrfe man nicht untersch\u00e4tzen.<\/p>\nDie Psyche braucht l\u00e4nger<\/strong><\/p>\nDie meisten Menschen verlieren nach einer Krebserkrankung ein St\u00fcck Unbek\u00fcmmertheit. Auch Jahre nach der einschneidenden Erfahrung mit Krebs k\u00f6nnen \u00c4ngste wieder hochkommen. Stefan wei\u00df das und w\u00fcrde das Thema gerne nochmal angehen. Zur Sicherheit. Psychoonkologische Unterst\u00fctzung habe man ihm n\u00e4mlich nicht angeboten. Obgleich die Rehaklinik, in die man ihn im Anschluss an die Operationen schickt, auch Patienten mit psychischen Problemen behandelt, sei das aus irgendeinem Grund kein Thema gewesen. \u201eIch vermute, dass ich bei der Aufnahme wohl so gewirkt habe, als ob ich das nicht n\u00f6tig h\u00e4tte und es, wie \u00fcberall, auch dort zu wenige Psychotherapeuten gibt.<\/em>\u201c Heute, sagt er, frage er sich aber oft, ob es da nicht doch noch das ein oder andere gebe, dass er aufarbeiten sollte.<\/p>\nMan ist mit so vielen Dingen besch\u00e4ftigt: Therapien, Nachsorge, Zur\u00fcck in den Beruf, Familienplanung\u2026 da gibt\u2019s eine Menge zu bew\u00e4ltigen und bislang blieb das Thema \u201eSich um eine psychotherapeutische Aufarbeitung k\u00fcmmern<\/em>\u201c, einfach auf der Strecke.<\/p>\nDoch auch ohne psychoonkologische Begleitung sind die Erinnerungen an den Reha-Aufenthalt im Oberharz positiv. Es sei viel um den Bewegungsapparat, um das K\u00f6rperliche gegangen und es habe ihm auf jeden Fall gutgetan: \u201eIch habe z.B. Tai Chi kennengelernt, war viel in der Natur und bin dort auch hin und wieder gelaufen.<\/em>\u201c<\/p>\nApropos Laufen<\/strong><\/p>\nDer Sport und insbesondere das Laufen geh\u00f6ren f\u00fcr Stefan zu jenen Faktoren, die ihm auch durch die schwierige Phase mit dem Krebs geholfen haben. \u201eAm Wochenende nach der Diagnose sa\u00df ich zuhause und mir gingen 1.000 Sachen durch den Kopf: Wie geht es weiter, was mach ich jetzt, wie komm ich da wieder raus? Ich wei\u00df nicht, ob es Trotz oder Selbstschutz war oder einfach nur, um mich abzulenken, aber ich habe angefangen Pl\u00e4ne zu schmieden. Einer davon war: \u201e\u2026 und wenn das alles durch ist, dann laufe ich einen schei\u00df Marathon!<\/em>\u201c Sogar ein konkretes Ziel setzt er sich: \u201eIn sechs Jahren, im Jahr 2022 werde ich 42 und werde die 42 km laufen.<\/em>\u201c K\u00fcrzlich war es soweit. Am 15. Mai 2022 ist Stefan in Flensburg mit an den Start gegangen. Und hat es durchgezogen! <\/p>\nEin weiterer Entschluss, der noch vor dem sportlichen Ziel gefasst war, war der, das Ganze aufzuschreiben und der Krebserkrankung Raum in seinem Blog zu geben. Das Schreiben ist nicht nur Teil seines Berufs und Freude am kreativen Formulieren, \u201emit dem Bloggen \u00fcber die Erkrankung konnte ich mir auch vieles von der Seele schreiben<\/em>\u201c.<\/p>\nUnd wie f\u00fchlt es sich so an?<\/strong><\/p>\nImmer wieder erh\u00e4lt Stefan Nachrichten von anderen Betroffenen. Es seien h\u00e4ufig j\u00fcngere M\u00e4nner, die Fragen h\u00e4tten, einige davon seien bereits beim Arzt gewesen, andere noch nicht. Manche wollten wissen, ob ihre Symptome auf einen Tumor am Penis hindeuten k\u00f6nnten, h\u00e4ufig sind sie auch unzufrieden mit den Antworten ihres Urologen. Viele qu\u00e4lt die Frage, wie das eigentlich mit dem Sex ist, nach so einer OP? Wie f\u00fchlt es sich an? Und wie sieht eine rekonstruierte Eichel aus? <\/p>\n
\u201eMan muss Geduld haben\u201c, sagt Stefan. \u201eEs dauert eine Weile, bevor man sich da \u00fcberhaupt wieder ran traut und nat\u00fcrlich ist es auch Kopfsache. Aber es geht! Ja, man kann wieder ganz normal Sex haben und ja, es bringt Spa\u00df.<\/em>\u201c Das Gef\u00fchl sei nat\u00fcrlich ein etwas anderes, r\u00e4umt er ein, aber es ist okay und alles sieht normal aus. Auch die Stelle am Oberschenkel sei so gut verheilt, dass man kaum etwas bemerken w\u00fcrde, wenn man nicht genau hinsieht. <\/p>\nDass Stefan bereits in einer gefestigten Beziehung war, als die Diagnose gestellt wurde, war nat\u00fcrlich gro\u00dfes Gl\u00fcck. Auch dass seine Frau ohne Wenn und Aber zu ihm gestanden und ihn in jeder Hinsicht unterst\u00fctzt habe, wei\u00df er zu sch\u00e4tzen und ist ihr daf\u00fcr unendlich dankbar.<\/p>\n <\/div>\n <\/div>\n\n <\/div>\n <\/div>\n <\/div>\n <\/div>\n<\/div>\n