{"id":24847,"date":"2023-06-12T12:03:03","date_gmt":"2023-06-12T10:03:03","guid":{"rendered":"https:\/\/witzleben-apotheke.de\/?p=24847"},"modified":"2023-06-14T13:07:19","modified_gmt":"2023-06-14T11:07:19","slug":"da-ist-noch-viel-aufklaerung-erforderlich","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/witzleben-apotheke.de\/da-ist-noch-viel-aufklaerung-erforderlich\/","title":{"rendered":"&#8220;Da ist noch viel Aufkl\u00e4rung erforderlich&#8221;"},"content":{"rendered":"\n<p><em>Ein Artikel von Tanja Fuchs<br>erschienen in der H\u00e4movision, Ausgabe M\u00e4rz 2022<\/em><\/p>\n\n\n\n<h3 class=\"wp-block-heading\" id=\"h-wie-war-das-in-den-1980ern-wie-ist-es-heute-und-was-macht-der-vob\">Wie war das in den 1980ern, wie ist es heute und was macht der VOB?<\/h3>\n\n\n\n<p>Rund vierzig Jahre nach einem der gr\u00f6\u00dften Skandale in Deutschland k\u00e4mpfen \u00dcberlebende immer noch um angemessene Entsch\u00e4digung und vor allem darum, geh\u00f6rt zu werden und mitsprechen zu d\u00fcrfen. Auch Menschen mit Blutgerinnungsst\u00f6rungen geh\u00f6ren dazu.<\/p>\n\n\n\n<p>Viele Jahre lang hatten die Opfer des Blutskandals geschwiegen. So lange, dass das, was ihnen zwischen 1983 und bis etwa 1990 widerfahren war, beinahe in Vergessenheit geriet und \u2013 schlimmer noch \u2013 dass die Unterst\u00fctzung, die ihnen zustand, auszulaufen drohte. Als im Jahr 2016 absehbar wurde, dass der Topf, aus dem die Mittel ihrer Entsch\u00e4digung gezahlt wurden, innerhalb der n\u00e4chsten zwei Jahre leer sein w\u00fcrde, wurden einige von ihnen laut. Sie starteten die Blutskandal-Kampagne, die mit einem Demonstrationszug zum Brandenburger Tor auf die dringende Novellierung des HIVHG aufmerksam machte. Sie organisierten das Politcaf\u00e9, an dem neben der Deutschen Aids-Hilfe (DAH) Politiker und Politikerinnen des Gesundheitsausschusses von CDU, SPD, B\u00dcNDNIS 90\/DIE GR\u00dcNEN teilnahmen. Gemeinsam erreichten sie die lebenslange Entsch\u00e4digungsregelung einschlie\u00dflich der regelm\u00e4\u00dfigen Anpassung an die Rente ab 2019 f\u00fcr die mit HIV infizierten Opfer. Im Rahmen dieser Aktivit\u00e4ten wurde auch der Verband der Opfer des Blutskandals \u2013 VOB e.V. \u2013 gegr\u00fcndet, in dem sich seit dem 1.4.2017 betroffene Aktivisten, deren Familien und Freunde engagieren. Menschen wie Michael Diederich und J\u00fcrgen M\u00f6ller-Nehring, die ihre Geschichte mit der H\u00e4movision geteilt haben.<\/p>\n\n\n<!-- Block Columns -->\n<div id=\"block_53d2e2b18ae5d847772cb2f10307e15d\" class=\"block block block-columns  block-with-margin-bottom clearfix\">\n  <div class=\"block-anchor\" id=\"HIVHG\"><\/div>\n  <div class=\"row\">\n    <div class=\"col-md-12\">\n      <div class=\"block-columns-inner\">\n        <div class=\"block-columns-grid\" style=\"background-color:#E2E2E2;\">\n\n                              \n          <div class=\"box has_background_color span2 pl-24 pr-24 pt-24\" style=\"background-color:;\">\n            <div class=\"box-inner  collapse-child-margins \">\n              <h3>HIVHG \u2013 HIV-Hilfegesetz<\/h3>\n<p>Das HIVHG ist am 31.7.1995 in Kraft getreten. Zweck des Gesetzes ist es, aus humanit\u00e4ren und sozialen Gr\u00fcnden und unabh\u00e4ngig von bisher erbrachten Entsch\u00e4digungs- und sozialen Leistungen an Personen, die durch Blutprodukte unmittelbar oder mittelbar mit dem <em>Human Immundeficiency Virus (HIV)<\/em> oder infolge davon an AIDS erkrankt sind, lebenslang und an deren unterhaltsberechtigte Angeh\u00f6rige zeitlich begrenzt finanzielle Hilfe zu leisten. Mit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes galt auch die Stiftung als entstanden, die unter dem Namen \u201eHumanit\u00e4re Hilfe f\u00fcr durch Blutprodukte HIV-infizierte Personen\u201c errichtet wurde und der Aufsicht des Bundesministeriums f\u00fcr Gesundheit unterliegt. Die j\u00fcngste \u00c4nderung des Gesetzes erfolgte mit Wirkung vom 1. Januar 2019 durch Artikel 6a des Gesetzes zur Fortschreibung der Vorschriften f\u00fcr Blut- und Gewebezubereitungen und zur \u00c4nderung anderer Vorschriften (BlGewVFG). <em>(vgl. <a href=\"http:\/\/www.gesetze-im-internet.de\/hivhg\/HIVHG.pdf\" target=\"_blank\" rel=\"noopener\">www.gesetze-im-internet.de\/hivhg\/HIVHG.pdf<\/a>)<\/em><\/p>\n<p>&nbsp;<\/p>\n            <\/div>\n          <\/div>\n\n                    \n          <div class=\"box has_background_color span1 pl-24 pr-24 pt-24\" style=\"background-color:;\">\n            <div class=\"box-inner  collapse-child-margins \">\n              <p><img loading=\"lazy\" decoding=\"async\" class=\"wp-image-24850 size-full aligncenter\" src=\"https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/content-rund-paragraph.png\" alt=\"HIV-Hilfegesetz seit 1995 aktiv\" width=\"300\" height=\"300\" srcset=\"https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/content-rund-paragraph.png 300w, https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/content-rund-paragraph-150x150.png 150w\" sizes=\"(max-width: 300px) 100vw, 300px\" \/><\/p>\n            <\/div>\n          <\/div>\n\n                            <\/div>\n      <\/div>\n    <\/div>\n  <\/div>\n<\/div>\n<style>\n#block_53d2e2b18ae5d847772cb2f10307e15d .block-columns-grid {\n  grid-template-columns: repeat(3, 1fr);\n}\n\n@media (max-width: 992px) {\n  #block_53d2e2b18ae5d847772cb2f10307e15d .block-columns-grid {\n    grid-template-columns: repeat(2, 1fr);\n  }\n}\n\n@media (max-width: 580px) {\n  #block_53d2e2b18ae5d847772cb2f10307e15d .block-columns-grid {\n    grid-template-columns: repeat(1, 1fr);\n  }\n\n}\n<\/style>\n<!-- Block Columns -->\n\n\n<div style=\"height:15px\" aria-hidden=\"true\" class=\"wp-block-spacer\"><\/div>\n\n\n\n<h3 class=\"wp-block-heading\" id=\"hintergrund\">Hintergrund<\/h3>\n\n\n\n<p>Seit ca. 1973 ist es m\u00f6glich, Menschen mit Gerinnungsst\u00f6rungen mit Faktor-VIII oder -IX-Pr\u00e4paraten zu behandeln. Bis in die 90er-Jahre wurden diese ausschlie\u00dflich aus menschlichem Blut gewonnen. Dabei traten sehr h\u00e4ufig Hepatitis-Infektionen auf. Um die Kontamination von Blutprodukten mit Hepatitis-Viren aufzeigen und damit die Gefahr einer Infektion verringern zu k\u00f6nnen, musste ab 1976 f\u00fcr Blutprodukte, die in Deutschland in Umlauf gebracht werden sollten, ein Alanin-Aminotransferase-Test (ALT-Test) durchgef\u00fchrt werden.<\/p>\n\n\n\n<p>Nun wurden aber etwa 90 Prozent des f\u00fcr die Gewinnung von Gerinnungsfaktoren verwendeten Blutplasmas aus den USA importiert, wo andere Sicherheitsbestimmungen galten. Bis 1985 wurden auch Spenderinnen und Spender aus Risikogruppen, wie Drogenabh\u00e4ngige und Prostituierte, als Blutspender zugelassen und der ALT-Test wurde in den USA erst ab 1986 Pflicht. Sp\u00e4testens 1982 h\u00e4tte es durch die m\u00f6glich gewordene Behandlung mit virusinaktivierten Pr\u00e4paraten zu nahezu keiner Infektion mehr kommen m\u00fcssen. Das Bundesgesundheitsamt (BGA) hatte \u00fcber mehrere Jahre vers\u00e4umt, das Ruhen der Zulassung f\u00fcr nichtinaktivierte Pr\u00e4parate anzuordnen, dadurch waren beide nebeneinander auf dem Markt und wurden parallel genutzt. Das Vers\u00e4umnis des BGA war Ursache f\u00fcr einen der gr\u00f6\u00dften Skandale der Medizingeschichte in Deutschland und unendlich viel menschliches Leid.<\/p>\n\n\n\n<div style=\"height:15px\" aria-hidden=\"true\" class=\"wp-block-spacer\"><\/div>\n\n\n\n<figure class=\"wp-block-image size-large\"><img loading=\"lazy\" decoding=\"async\" width=\"1024\" height=\"597\" src=\"https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/content-haemophilie-blutplasmakonserven-1024x597.jpg\" alt=\"2.000 Betroffene durch kontaminierte Plasmaspenden\" class=\"wp-image-24848\" srcset=\"https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/content-haemophilie-blutplasmakonserven-1024x597.jpg 1024w, https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/content-haemophilie-blutplasmakonserven-300x175.jpg 300w, https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/content-haemophilie-blutplasmakonserven-768x448.jpg 768w, https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/content-haemophilie-blutplasmakonserven.jpg 1200w\" sizes=\"(max-width: 1024px) 100vw, 1024px\" \/><\/figure>\n\n\n\n<div style=\"height:30px\" aria-hidden=\"true\" class=\"wp-block-spacer\"><\/div>\n\n\n\n<p>Jeder, der Blutprodukte ben\u00f6tigte, war potentiell gef\u00e4hrdet, die meisten Betroffenen (ca. 60 Prozent) waren Menschen, die an Blutgerinnungs-St\u00f6rungen litten und regelm\u00e4\u00dfig aus Serum-Pools hergestellte Gerinnungspr\u00e4parate erhielten. So wurden weiterhin wissentlich nicht hitzebehandelte Blutprodukte verwendet. Die Krankenkassen dr\u00e4ngten zudem aus Kostengr\u00fcnden auf das Aufbrauchen der alten Best\u00e4nde. Die Infektion betraf nicht nur einzelne Menschen, die sich \u00fcber Blut oder Medikamente angesteckt hatten, sondern auch deren Partner oder Familien. Rund 2.000 Menschen wurden damals \u00fcber kontaminierte Pr\u00e4parate direkt oder durch die Ansteckung bei ihrem betroffenen Partner mit dem HI-Virus infiziert. 1.300 von ihnen sind inzwischen an den Folgen von AIDS oder Lebersch\u00e4den (auch infolge des HC-Virus) verstorben.<\/p>\n\n\n\n<p>Um die Betroffenen zu vertreten, wurde am 1. April 2017 der <strong>Verband der Opfer des Blutskandals, VOB e.V.<\/strong>, gegr\u00fcndet. Seither schlie\u00dfen sich hier Menschen zusammen, die sich w\u00e4hrend der 80er\/90er Jahre unverschuldet durch Blut, Serum oder Blutprodukte mit HI- und \/ oder HC-Viren infiziert haben. Dazu geh\u00f6ren auch Leistungsempf\u00e4nger der Stiftung Humanit\u00e4re Hilfe f\u00fcr durch Blutprodukte HIV-infizierte Personen nach dem HIVHG sowie deren Familienangeh\u00f6rige. Der Anteil der H\u00e4mophilen unter den Leistungsempf\u00e4ngern liegt bei ungef\u00e4hr 65 Prozent. <em>(Quelle: DHG, 2017)<\/em><\/p>\n\n\n\n<p><strong>Die Arbeit des bundesweit t\u00e4tigen Vereins ist in drei Aufgabenbereiche unterteilt<\/strong>:<\/p>\n\n\n\n<ul class=\"list-with-icons with-icon-arrow\">\n \t<li>Hilfe zur Selbsthilfe<\/li>\n \t<li>Kooperation mit Politikern und Politikerinnen<\/li>\n \t<li>Kreative Kampagnen und Kontakte<\/li>\n<\/ul>\n&nbsp;\n&nbsp;\n\n\n<!-- Block Columns -->\n<div id=\"block_5011394363f1043c5ec8eea91a18d2a7\" class=\"block block block-columns  block-with-margin-bottom clearfix\">\n  <div class=\"block-anchor\" id=\"diederich\"><\/div>\n  <div class=\"row\">\n    <div class=\"col-md-12\">\n      <div class=\"block-columns-inner\">\n        <div class=\"block-columns-grid\" style=\"background-color:#d6dbe3;\">\n\n                              \n          <div class=\"box has_background_color span4 pl-24 pr-24 pt-24\" style=\"background-color:#d6dbe3;\">\n            <div class=\"box-inner  collapse-child-margins \">\n              <h3>Die Geschichte von Michael Diederich<\/h3>\n<p>Als Michael Diederich erf\u00e4hrt, dass er sich mit dem HI-Virus infiziert hat, ist er 12 Jahre alt. Es ist 1987. Tats\u00e4chlich tr\u00e4gt er das Virus bereits seit vier Jahren in sich. Seit zwei Jahren wissen es seine Eltern. <em>\u201eAls Anfang 1983 die ersten F\u00e4lle in den USA bekannt geworden waren, hatte meine Mutter sofort in der Arztpraxis nachgefragt, ob sie sich Sorgen machen m\u00fcsse\u201c<\/em>, erz\u00e4hlt er. Der Arzt beruhigt Frau Diederich. Auch als es ein Jahr sp\u00e4ter in Frankreich und Deutschland F\u00e4lle gibt, beteuert er, dass alles in Ordnung sei, die Kinder w\u00fcrden ohnehin die hitzebehandelten Pr\u00e4parate erhalten, sie brauche sich keine Sorgen zu machen. Tats\u00e4chlich ist ihr Sohn Michael l\u00e4ngst infiziert. 1983 schon \u2013 im Alter von acht Jahren. 1985 w\u00e4chst der Druck, vor allem seitens der Medien, und schlie\u00dflich gibt es gro\u00dfangelegte HIV-Testungen f\u00fcr Menschen, die Blutplasmapr\u00e4parate erhalten haben. <em>\u201eDie Uniklinik Ulm hatte alle Bluter zum Test eingeladen und eine Woche nachdem wir dort waren, hatte man meiner Mutter telefonisch das Ergebnis mitgeteilt: HIV-positiv. Weil man meine Blutproben eingefroren hatte, wusste man dann auch, dass die Infektion bereits zwei Jahre zur\u00fcck lag. Niemand hatte den Mut gehabt, Eltern und Patienten ehrlich aufzukl\u00e4ren.\u201c<\/em><\/p>\n<p>Wie erkl\u00e4rt man einem 10-J\u00e4hrigen, dass er sich mit eben jenem Medikament, das er zum \u00dcberleben braucht, mit einer Krankheit infiziert hat, f\u00fcr die es keine Heilung gibt und die potenziell t\u00f6dlich verl\u00e4uft?<\/p>\n<p>Erstmal gar nicht.<\/p>\n<p>Als Michael 12 Jahre alt ist, erz\u00e4hlt er seiner Mutter davon, dass er sich in eine Mitsch\u00fclerin verliebt habe. Kurz darauf konfrontieren seine Eltern ihn mit der Wahrheit. <em>\u201eDie Sorge, ich k\u00f6nnte jemanden anstecken, war einfach zu gro\u00df. Als H\u00e4mophiler war ich ohnehin sehr vorsichtig und passte h\u00f6llisch auf, dass es nicht zu Blutungen kam, jetzt wusste ich, dass ich vor allem mit niemandem in Kontakt kommen durfte, wenn eine Blutung auftrat.\u201c <\/em><\/p>\n<p><em>\u00a0<\/em>Zwei Jahre sp\u00e4ter beginnen die gesundheitlichen Probleme<em>. \u201eIch war 14 und langsam begriff ich, was es bedeutet, HIV-positiv zu sein.\u201c<\/em><\/p>\n<p>Sowohl die Leukozyten \u2013 essentiell f\u00fcr das Abwehrsystem des K\u00f6rpers \u2013 als auch die Thrombozyten, als wichtiger Bestandteil f\u00fcr die Blutgerinnung, erreichen untere Grenzwerte. Michaels Immunsystem bricht zusammen und es dauert etwa 9 Monate, bis es sich halbwegs normalisiert hat. <em>\u201e1989 gab es noch keine HIV-Medikamente, nur Immunglobuline, die vor allem bei Kindern dazu beitragen konnten, das Immunsystem einigerma\u00dfen zu stabilisieren.\u201c<\/em> Doch die Stabilit\u00e4t ist nicht von Dauer. St\u00e4ndige Infekte werden zum Begleiter: Erk\u00e4ltungen, Entz\u00fcndungen der Nebenh\u00f6hlen, Herpes. <em>\u201eVor allem die Bl\u00e4schen im Mund waren schlimm, ich konnte tagelang nicht richtig essen. Sp\u00e4ter hatte ich immer wieder Warzen im Gesicht und an H\u00e4nden\u201c<\/em>, erinnert sich Michael. <em>\u201eDas ist, wenn man 16, 17 Jahre alt ist, nicht einfach. Das kratzt am Selbstwertgef\u00fchl.\u201c<\/em><\/p>\n<h4><strong>AIDS<\/strong><\/h4>\n<p>Mit 18 f\u00e4llt Michael ins Stadium AIDS. <em>\u201eNach meiner zweiten Pneumocystis-Pneumonie innerhalb von 6 Monaten haben die \u00c4rzte mich aufgegeben. Sie gaben mir noch ein halbes Jahr, ich sollte meine Sachen erledigen. Ich war 19 Jahre alt! Meine Sachen erledigen bedeutete f\u00fcr mich, die Schule abzubrechen und noch was von der Welt zu sehen. Zeit f\u00fcr mich haben und Zeit mit meiner Familie und Freunden zu verbringen.\u201c<\/em><\/p>\n            <\/div>\n          <\/div>\n\n                    \n          <div class=\"box has_background_color span4 pl-24 pr-24\" style=\"background-color:#d6dbe3;\">\n            <div class=\"box-inner  collapse-child-margins \">\n              <hr \/>\n<h4><strong><em>Pneumocystis-Pneumonie (PCP)<\/em><\/strong><\/h4>\n<p><em>Die PCP geh\u00f6rt zu den h\u00e4ufigsten AIDS-Erkrankungen bei HIV-Patienten. Erreger dieser interstitiellen Pneumonie, an der heutzutage fast nur antiretroviral unbehandelte Patienten erkranken, sind Pneumocysten, eine ungew\u00f6hnliche Pilzart. Die PCP ist auch heute noch eine sehr gef\u00e4hrliche Erkrankung, die nicht selten eine maschinelle Beatmung erfordert und dann noch immer eine hohe Letalit\u00e4t besitzt. \u00c4ltere Patienten haben ein besonders hohes Mortalit\u00e4tsrisiko. Die fr\u00fcher h\u00e4ufigen Rezidive sind heute dank antiretroviraler Therapie und Prophylaxe selten geworden.<\/em><\/p>\n<h4><img loading=\"lazy\" decoding=\"async\" class=\"aligncenter wp-image-24849 size-full\" src=\"https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/content-haemophilie-hiv.jpg\" alt=\"HIV-Schleife \u2013 Red Ribbon \" width=\"1200\" height=\"700\" srcset=\"https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/content-haemophilie-hiv.jpg 1200w, https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/content-haemophilie-hiv-300x175.jpg 300w, https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/content-haemophilie-hiv-1024x597.jpg 1024w, https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/content-haemophilie-hiv-768x448.jpg 768w\" sizes=\"(max-width: 1200px) 100vw, 1200px\" \/><br \/>\n<em><strong>Wissen<\/strong><\/em><\/h4>\n<p><em>Die Rote Schleife (englisch Red Ribbon) ist weltweit ein Symbol der Solidarit\u00e4t mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken. Der Awareness Ribbon wurde 1991 von der New Yorker K\u00fcnstlergruppe Visual AIDS geschaffen. (Quelle: wikipedia)<\/em><\/p>\n<hr \/>\n            <\/div>\n          <\/div>\n\n                    \n          <div class=\"box has_background_color span4 pl-24 pr-24 pt-24 pb-24\" style=\"background-color:#d6dbe3;\">\n            <div class=\"box-inner  collapse-child-margins \">\n              <h4><strong>Immer noch am Leben<\/strong><\/h4>\n<p>Mit 21 ist Michael Diederich zwar immer noch am Leben, aber <em>\u201eich war ein psychisches Wrack.\u201c<\/em><\/p>\n<p>Er beschlie\u00dft einen Spezialisten in einer M\u00fcnchner Klinik aufzusuchen und seinen Freunden endlich von seiner Krankheit zu erz\u00e4hlen. <em>\u201eIch war an einem Punkt angelangt, an dem ich nichts mehr zu verlieren hatte.\u201c<\/em><\/p>\n<p>Der M\u00fcnchner Arzt ist der Erste, der ihn richtig \u00fcber HIV aufkl\u00e4rt. Und die Reaktion seiner drei besten Freunde h\u00e4tte nicht besser sein k\u00f6nnen: Sie haben mich umarmt und gefragt, was sie tun k\u00f6nnen. Mehr als einmal habe ihn einer seiner Freunde ins Krankenhaus begleitet, ihn sogar nach M\u00fcnchen gefahren und daf\u00fcr extra Urlaub genommen. <em>\u201eDas hat mir unglaublich viel Kraft gegeben.\u201c<\/em> \u00dcber den Arzt der M\u00fcnchner Klinik erh\u00e4lt Michael die Chance an einer Studie teilzunehmen, in der die ersten HIV-Medikamente getestet werden. Die Nebenwirkungen sind heftig, aber als der Arzt ihm die Ergebnisse seiner Blutwerte zeigt und er mit eigenen Augen sieht, wie die Viruslast sich signifikant verringert, ist er motiviert. Sein Ziel: Unter die Nachweisgrenze zu kommen. Der Arzt ist skeptisch, weil die Infektion bereits so viele Jahre zur\u00fcckliegt, aber nach vier Jahren hat Michael sein Ziel erreicht. \u201eDas war wie ein zweiter Geburtstag!\u201c<\/p>\n<h4><strong>Ein Grund zum Feiern und viele, um traurig zu sein<\/strong><\/h4>\n<p>An das Thema Kinder und Familie ist Anfang der 2000er \u2013 trotz der nicht nachweisbaren Viruslast \u2013 nicht zu denken und es ist der Grund daf\u00fcr, dass seine Freundin sich schlie\u00dflich von ihm trennt. <em>\u201eNat\u00fcrlich war das hart, aber ich habe es auch verstehen k\u00f6nnen\u201c,<\/em> sagt Michael Diederich. <em>\u201eIhr Kinderwunsch war gro\u00df, wir haben uns freundschaftlich getrennt und bis heute Kontakt gehalten.\u201c<\/em> Michael Diederich versucht immer wieder Jobs anzunehmen und ger\u00e4t immer wieder an sein Limit. <em>\u201eDas frustriert, man f\u00fchlt sich wertlos.\u201c<\/em> Zwei Jahre habe es gedauert, bis er begriffen und akzeptiert habe, dass sein K\u00f6rper ihm Grenzen setzt. <em>\u201eDann habe ich mich entschieden, ehrenamtlich zu arbeiten und es war das Beste, was ich tun konnte.\u201c<\/em> In einer Einrichtung f\u00fcr betreutes Wohnen erf\u00e4hrt Michael Diederich erstmals wieder, wie es sich anf\u00fchlt, gebraucht zu werden.<\/p>\n<p>Weil seine Freunde anfangen, ihn damit aufzuziehen, dass er mit Ende 20 immer noch zu Hause wohnt, macht er sich Gedanken, wie es weitergehen soll. <em>\u201eIch war tats\u00e4chlich ziemlich unselbstst\u00e4ndig, das wollte ich \u00e4ndern.\u201c<\/em> Nach Beendigung einer nebenwirkungsreichen Interferontherapie gegen das Hepatitis-C-Virus, das Michael Diederich sich in den 1980er Jahren auf demselben Weg zugezogen hat wie HIV, plant er seinen Auszug aus dem elterlichen Zuhause.<\/p>\n<p>Noch zweimal muss er die Interferon-Therapie wiederholen. Die letzte Behandlung im Jahr 2013 l\u00e4uft \u00fcber 48 Wochen und kostet enorm viel Kraft. Der damals 37-J\u00e4hrige verliert viel Gewicht und vor allem Muskelkraft. <em>\u201eAber es hat sich gelohnt. Ich bin geheilt.\u201c<\/em><\/p>\n<p>2015 beginnt Michael Diederich sich in der Ulmer Aids-Hilfe zu engagieren, wo er seine jetzige Verlobte kennenlernt. Gemeinsam machen sie sich f\u00fcr die Rechte der Opfer des Blutskandals stark, k\u00e4mpfen f\u00fcr Aufkl\u00e4rung und gegen die Stigmatisierung und Ausgrenzung von HIV-Positiven und gr\u00fcnden zusammen mit weiteren Mitstreitern im Jahr 2017 den VOB e.V.<\/p>\n<p>Heiraten wollen sie sp\u00e4ter, vor drei Jahren sind sie Eltern einer kleinen Tochter geworden \u2013 ein Gl\u00fcck, das f\u00fcr Michael Diederich noch immer schwer zu fassen ist.<\/p>\n<p>&nbsp;<\/p>\n            <\/div>\n          <\/div>\n\n                            <\/div>\n      <\/div>\n    <\/div>\n  <\/div>\n<\/div>\n<style>\n#block_5011394363f1043c5ec8eea91a18d2a7 .block-columns-grid {\n  grid-template-columns: repeat(3, 1fr);\n}\n\n@media (max-width: 992px) {\n  #block_5011394363f1043c5ec8eea91a18d2a7 .block-columns-grid {\n    grid-template-columns: repeat(2, 1fr);\n  }\n}\n\n@media (max-width: 580px) {\n  #block_5011394363f1043c5ec8eea91a18d2a7 .block-columns-grid {\n    grid-template-columns: repeat(1, 1fr);\n  }\n\n}\n<\/style>\n<!-- Block Columns -->\n\n\n<h3 class=\"wp-block-heading\" id=\"hiv\">Aufkl\u00e4rung<\/h3>\n\n\n\n<p>Noch immer gibt es zahlreiche Vorurteile und gro\u00dfe Wissensl\u00fccken zum Thema HIV. Einer Umfrage der Deutschen Aidshilfe aus dem Jahr 2020 zufolge wissen nur rund 18 Prozent der Menschen in Deutschland, dass HIV unter Therapie nicht mehr \u00fcbertragbar ist. 2017 waren es nur 10 Prozent. Immerhin gut ein Drittel (34 Prozent) der Befragten wei\u00df heute, dass HIV-Medikamente auch die \u00dcbertragung von der Mutter auf das Kind bei der Geburt verhindern. (vgl. <em><a href=\"http:\/\/www.aidshilfe.de\/meldung\/immer-mehr-menschen-wissen-hiv-therapie-uebertragbar\" target=\"_blank\" rel=\"noreferrer noopener\">www.aidshilfe.de\/meldung\/immer-mehr-menschen-wissen-hiv-therapie-uebertragbar<\/a><\/em>)<\/p>\n\n\n<!-- Block Columns -->\n<div id=\"block_c0f56c8023eeee58e0b475d9f413f8a7\" class=\"block block block-columns  block-with-margin-bottom clearfix\">\n  <div class=\"block-anchor\" id=\"nehring\"><\/div>\n  <div class=\"row\">\n    <div class=\"col-md-12\">\n      <div class=\"block-columns-inner\">\n        <div class=\"block-columns-grid\" style=\"background-color:#d6dbe3;\">\n\n                              \n          <div class=\"box has_background_color span4 pl-24 pr-24 pt-24\" style=\"background-color:#d6dbe3;\">\n            <div class=\"box-inner  collapse-child-margins \">\n              <h3>Die Geschichte von J\u00fcrgen M\u00f6ller-Nehring<\/h3>\n<p>J\u00fcrgen M\u00f6ller-Nehring kann sich noch an Zeiten erinnern, in denen es keine Faktorpr\u00e4parate gab. Wenn der 1961 geborene Erlanger als Kind eine Blutung hatte, hie\u00df es k\u00fchlen und ruhigstellen! Seine ersten Serumtransfusionen erhielt er erst im Alter von 11 Jahren im Krankenhaus. <em>\u201eIch habe \u00fcberhaupt sehr viel Zeit im Krankenhaus verbracht. Bis zu meinem 14. Lebensjahr waren es drei Jahre insgesamt!\u201c<\/em><\/p>\n<p>Die Fehlzeiten in der Schule sind enorm, zweimal muss J\u00fcrgen die Klasse wiederholen.<\/p>\n<p><em>\u201eMeine Eltern haben mich aber immer unterst\u00fctzt und vor allem motiviert, am Ball zu bleiben, damit ich mein Abitur schaffe. Ich sollte einen Beruf lernen, den ich trotz meiner Erkrankung ein Leben lang w\u00fcrde aus\u00fcben k\u00f6nnen.\u201c<\/em> Dankbar ist J\u00fcrgen M\u00f6ller-Nehring seinen Eltern vor allem daf\u00fcr, dass sie ihn nicht in Watte gepackt haben. Ich war immer aktiv, bin viel drau\u00dfen unterwegs gewesen, habe mich bewegt und Neues ausprobiert.\u201c<\/p>\n<p>Neu ist 1974 die Heimselbstbehandlung, die der 13-J\u00e4hrige im H\u00e4mophilie-Zentrum erlernt, um fortan zwei bis dreimal w\u00f6chentlich den Gerinnungsfaktor selbstst\u00e4ndig substituieren zu k\u00f6nnen. <em>\u201eDas war ein gro\u00dfer Fortschritt.\u201c<\/em><\/p>\n<p>Nach dem Abitur schreibt sich der 21-J\u00e4hrige f\u00fcr das Medizin-Studium in Erlangen ein. <em>\u201eMedizin wollte ich studieren, weil ich \u2013 nach allem was ich erlebt hatte \u2013 etwas dazu beitragen wollte, dass es f\u00fcr andere besser l\u00e4uft.\u201c<\/em> 1986 ist die erste H\u00fcrde geschafft. J\u00fcrgen besteht das Physikum und f\u00e4hrt f\u00fcr drei Monate alleine nach Indien. Eine solche Reise zu jener Zeit und noch dazu mit H\u00e4mophilie ist mutig, doch der angehende Mediziner m\u00f6chte nach der langen Phase des Lernens eine Weile raus und er will unbedingt das Himalaya-Gebirge sehen.<\/p>\n<p><em>\u201eAls ich im Herbst \u201986 zur\u00fcckkehrte, tobte die \u2019Aids-Hysterie\u2018<\/em> in den Medien\u201c, erinnert er sich. <em>\u201eEs ging vor allem um die Risikogruppen, also auch um uns Bluter.\u201c<\/em> Er erinnert sich, dass er an der Uniklinik, in der er wegen seiner H\u00e4mophilie in Behandlung ist, eine Einverst\u00e4ndniserkl\u00e4rung f\u00fcr weitere wissenschaftliche Untersuchungen an seinen Blutproben unterschrieben hatte und ruft dort an.<\/p>\n<p><em>\u201eMan hat mich dann erstmal vertr\u00f6stet, man m\u00fcsse das erst in den Unterlagen raussuchen\u2026\u201c<\/em> Am Tag darauf erh\u00e4lt er einen Anruf, in dem ihm knapp, n\u00fcchtern und sachlich mitgeteilt wird, dass er HIV-positiv sei. Nur weil er nachfragt, erf\u00e4hrt er au\u00dferdem, dass dies bereits seit zwei Jahren der Fall ist.<\/p>\n<p><em>\u201eIch habe eine unglaubliche Leere gef\u00fchlt. Es war, als habe man mich einen Abgrund hinuntergeschubst, ich befand mich noch im freien Flug, wusste aber, ich w\u00fcrde bald aufschlagen. Mein Leben, so wie es bisher war, schien zu Ende. Die Prognosen 1986 waren d\u00fcster: Wenn du Gl\u00fcck hast, bleiben dir f\u00fcnf, maximal zehn Jahre.\u201c<\/em> J\u00fcrgen M\u00f6ller-Nehring ist 25 Jahre alt, hat Pl\u00e4ne und Ziele, er ist mitten im Studium, hat eine Freundin, mit der er \u00fcber die Zukunft spricht.<\/p>\n<p><em>\u201eWas mache ich jetzt? Wo geht es jetzt hin? habe ich mich gefragt.\u201c<\/em> Zum Gef\u00fchl der Leere gesellt sich Wut. J\u00fcrgen wechselt die Praxis, wird zun\u00e4chst in M\u00fcnchen, sp\u00e4ter in N\u00fcrnberg weiterbehandelt.<\/p>\n<p>Unter seinen Studienfreunden outet sich der 25-J\u00e4hrige schnell. Er m\u00f6chte sein Studium fortf\u00fchren, hat aber h\u00e4ufig Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Er ist sich unsicher, wie er der Uni gegen\u00fcber mit dem Thema umgehen soll und ob man ihn m\u00f6glicherweise aus der Hochschule werfen w\u00fcrde.<\/p>\n            <\/div>\n          <\/div>\n\n                    \n          <div class=\"box has_background_color span4 pl-24 pr-24\" style=\"background-color:#d6dbe3;\">\n            <div class=\"box-inner  collapse-child-margins \">\n              <blockquote>\n<p style=\"text-align: center;\"><span style=\"color: #1d3762;\">Meine Maxime war:<br \/>\nLebe so gesund, wie es geht!<\/span><\/p>\n<\/blockquote>\n            <\/div>\n          <\/div>\n\n                    \n          <div class=\"box has_background_color span4 pl-24 pr-24 pt-24 pb-24\" style=\"background-color:#d6dbe3;\">\n            <div class=\"box-inner  collapse-child-margins \">\n              <p>Bis zum AIP (Arzt im Praktikum) weisen seine Laborwerte keine Ver\u00e4nderungen auf. <em>\u201eIch hatte offenbar Gl\u00fcck, was den Verlauf der Infektion anging, war \u00e4rztlich gut versorgt, studierte weiter und schwieg der Uni gegen\u00fcber.\u201c<\/em> Sein AIP absolviert er in einer Praxis f\u00fcr Allgemeinmedizin. Auch hier verschweigt er seinen HIV-Status, um den Platz zu erhalten.<\/p>\n<p>Bis sein Immunsystem sich meldet. <em>\u201eDas war 1992, ich begann erstmalig ein HIV-Medikament zu nehmen.\u201c<\/em> Mit guten Ergebnissen, aber heftigen Nebenwirkungen. \u201e<em>Ich bin jeden Morgen mit einem Brummsch\u00e4del aufgewacht \u2013 so als h\u00e4tte ich die ganze Nacht durchgezecht, hatte heftige Schwindelattacken und war au\u00dferstande zu arbeiten.\u201c<\/em><\/p>\n<p>Als er der Allgemein\u00e4rztin, bei der er sein AIP absolviert, die Wahrheit sagt, schl\u00e4gt ihm eine Welle der Wut und Beschimpfungen entgegen. Er wird fristlos entlassen, erh\u00e4lt Hausverbot und die Androhung einer Rufsch\u00e4digungsklage, sollte er es wagen, irgendjemandem davon zu erz\u00e4hlen.<\/p>\n<p><em>\u201eDann war ich also arbeitsloser Arzt und aufgrund der HIV-Therapie ging es mir gesundheitlich sehr schlecht.\u201c<\/em> Bis 1995 schl\u00e4gt sich der Mittzwanziger mit Jobs durch, hilft einem Freund in dessen Schreinerei und lernt das Segeln lieben.<\/p>\n<hr \/>\n<p><em><span style=\"color: #1d3762;\">Wenn man die ganze Entwicklung der HIV-Therapie betrachten w\u00fcrde, erkl\u00e4rt der heutige Facharzt f\u00fcr Psychiatrie und Psychotherapie, sei das eine m\u00fchsame Phase-III-Live-Studie gewesen. \u201eDie ersten Medikamente, die zum Einsatz kamen, waren anfangs viel zu hoch dosiert. Deshalb hatten wir alle diese starken Nebenwirkungen. Das ging von Kopfschmerzen \u00fcber \u00dcbelkeit und Schwindel bis hin zu Ohnmachtsanf\u00e4llen.\u201c Heute nimmt M\u00f6ller-Nehring t\u00e4glich eine kleine Tablette, die so gut wie nebenwirkungsfrei ist. In Bezug auf HIV habe er das gro\u00dfe Gl\u00fcck gehabt, dass Zeit seines Lebens keine Viruslast nachweisbar war. Dennoch habe das Virus sein Immunsystem angegriffen: \u201eDer Wert meiner Helferzellen ist zu niedrig, aber ich kann damit ganz gut leben. Nur das Corona-Virus bereitet mir ein bisschen Sorge, da bin ich ziemlich vorsichtig.\u201c Er meide vor allem Klimaanlagen, sagt er, seit zwei Jahren sei er nicht mehr mit der Bahn gefahren oder geflogen, obwohl er geimpft sei.<\/span><\/em><\/p>\n<hr \/>\n<h4><strong>Zum Facharzt auf Umwegen<\/strong><\/h4>\n<p>1995 ist eine neue HIV-Therapie erh\u00e4ltlich. Sie ist besser vertr\u00e4glich und gleichzeitig wirksam. J\u00fcrgen M\u00f6ller-Nehring \u2013 inzwischen als Segellehrer an der Uni Erlangen t\u00e4tig \u2013 zieht es in die Welt hinaus. Gemeinsam mit einem Seglerfreund gr\u00fcndet er eine Firma, die Segelreisen in der ganzen Welt anbietet. \u201eDie meisten Turns sind wir mitgesegelt und es lief richtig gut.\u201c<br \/>\nDann trennt sich seine erste Frau von ihm. Sie m\u00f6chte eigene Kinder haben, ein Lebensentwurf, den er nicht mitgehen kann und dem er ebenso wenig im Weg stehen m\u00f6chte. \u201eWir haben uns freundschaftlich getrennt, sind bis heute befreundet.\u201c<\/p>\n<p>Nach einer Phase der Neu-Orientierung beschlie\u00dft J\u00fcrgen sein AIP in der Psychiatrie zu Ende zu bringen. \u201eDiesmal wollte ich mit offenen Karten spielen und outete mich direkt im Vorstellungsgespr\u00e4ch. Ich war schlie\u00dflich weit \u00fcber 30 und die Frage nach den Gr\u00fcnden f\u00fcr die Unterbrechung meiner medizinischen Karriere lag auf der Hand.\u201c Und er hat Gl\u00fcck.<br \/>\nNach einer weiteren Station in der Psychosomatik in Schleswig zieht es den Facharzt f\u00fcr Psychiatrie und Psychotherapie schlie\u00dflich nach L\u00fcbeck in die sozialpsychiatrische Ambulanz, wo er auch viele HIV-Patienten therapiert. Derzeit ist J\u00fcrgen M\u00f6ller-Nehring nur noch gelegentlich als Trauma-Therapeut t\u00e4tig, denn \u201eeigentlich\u201c, sagt er und lacht, \u201ebin ich ja jetzt im Ruhestand\u201c. Tats\u00e4chlich ist von Ruhe keine Spur! Vor 13 Jahren ist ihm seine jetzige Frau in Schleswig in die Arme gesegelt, gemeinsam mit ihr k\u00fcmmert er sich um zwei Bienenv\u00f6lker und plant gerade den Umzug zur\u00fcck nach S\u00fcddeutschland, von wo aus die beiden vor allem Reisen unternehmen wollen.<\/p>\n<h4><\/h4>\n<h4><strong>Engagement im und mit dem VOB und viele Ziele<\/strong><\/h4>\n<p>Zudem ist der 60-J\u00e4hrige Gr\u00fcndungsmitglied des VOB, wo er sich aktiv engagiert. Auch die der Gr\u00fcndung vorausgegangene Blutskandalkampagne hat er unterst\u00fctzt. \u201eEs gab nicht viele, die sich aktiv f\u00fcr ihre Rechte einsetzten. Die meisten von uns, die noch lebten, hatten in den letzten 30 Jahren vor allem eines perfektioniert: sich gut zu verstecken. Dadurch, dass die Unterst\u00fctzung auszulaufen drohte, hatten wir aber einen Hebel. Sp\u00e4testens jetzt wurde auch anderen klar, dass es Handlungsbedarf gab.\u201c<br \/>\nIn der Aids-Hilfe empfahl man den Betroffenen, sich zu organisieren, einen Verein zu gr\u00fcnden, der Gemeinn\u00fctzigkeitsstatus hat. Noch in der Vereinsgr\u00fcndungsphase konnte die erste H\u00fcrde genommen werden. Der Bund als alleiniger Stifter stand fest und von der Politik kam die Zusage einer lebenslangen finanziellen Unterst\u00fctzung, mit einer Anpassung an die Renten ab 2019.<br \/>\n\u201eHier kn\u00fcpft unser n\u00e4chstes Ziel an\u201c, so M\u00f6ller-Nehring, \u201edenn wir m\u00f6chten erreichen, dass die Rentenanpassungen viel fr\u00fcher einsetzen und r\u00fcckwirkend gezahlt werden.\u201c<br \/>\nZu den weiteren vorrangigen Zielen des VOB geh\u00f6rt es, einen st\u00e4ndigen Sitz in der Stiftung zu erhalten. \u201eWir als Betroffene m\u00f6chten geh\u00f6rt werden und mitentscheiden, wenn es um Dinge geht, die uns betreffen.<br \/>\nNicht zuletzt, so das Gr\u00fcndungsmitglied, gehe es dem VOB darum, die Behandlungssituation fl\u00e4chendeckend zu verbessern: \u201eDen komplexen Gesundheitsproblemen gem\u00e4\u00df soll eine interdisziplin\u00e4r arbeitende Anlaufstelle f\u00fcr die Opfer geschaffen werden, die sich um medizinische und soziale Belange k\u00fcmmert. Dazu geh\u00f6ren die Vermittlung von \u00c4rzten\/Therapeuten und Reha-Kliniken sowie kompetente Beratung in sozialen Fragen. Dar\u00fcber hinaus sollen regelm\u00e4\u00dfige und zus\u00e4tzliche Bedarfe bei der Entsch\u00e4digung und Absicherung ermittelt werden. Es ist absehbar, dass die Betroffenen aufgrund ihres Alters vermehrt auf gesundheitsf\u00f6rdernde Ma\u00dfnahmen angewiesen sein werden, Pflege und betreutes Wohnen m\u00fcssen gesichert sein. Sinnvoll ist, wenn das Kompetenzzentrum eng mit der Stiftung, aber auch mit dem Bundesministerium f\u00fcr Gesundheit (BMG) zusammen-arbeitet. Auch hier sind die Betroffenen bei Planung und Durchf\u00fchrung zu beteiligen\u201c, hei\u00dft es seitens des VOB. Auch die Selbsthilfe ist ein wichtiges VOB-Standbein: Austausch, Coaching, psychotherapeutische Angebote, Seminare. \u201eWir wollen Menschen unterst\u00fctzen, ihr Selbstbewusstsein und ihre Patientenkompetenz st\u00e4rken.\u201c So sollte man als Patient mit einem komplexen Erkrankungsbild in der Lage sein, seine Bed\u00fcrfnisse anzusprechen und sich daf\u00fcr stark zu machen.<\/p>\n            <\/div>\n          <\/div>\n\n                            <\/div>\n      <\/div>\n    <\/div>\n  <\/div>\n<\/div>\n<style>\n#block_c0f56c8023eeee58e0b475d9f413f8a7 .block-columns-grid {\n  grid-template-columns: repeat(3, 1fr);\n}\n\n@media (max-width: 992px) {\n  #block_c0f56c8023eeee58e0b475d9f413f8a7 .block-columns-grid {\n    grid-template-columns: repeat(2, 1fr);\n  }\n}\n\n@media (max-width: 580px) {\n  #block_c0f56c8023eeee58e0b475d9f413f8a7 .block-columns-grid {\n    grid-template-columns: repeat(1, 1fr);\n  }\n\n}\n<\/style>\n<!-- Block Columns -->\n\n\n<h3 class=\"wp-block-heading\" id=\"entwicklungen\">Gute Entwicklungen<\/h3>\n\n\n\n<p>Die Therapiemethoden haben sich in den letzten Jahren enorm verbessert. Menschen mit einer HIV-Infektion sind heute gut behandelbar und auch das HC-Virus l\u00e4sst sich inzwischen sehr gut therapieren.<\/p>\n\n\n\n<p>Vom VOB hei\u00dft es dazu: <em>\u201eUnabdingbar ist f\u00fcr den Verband die gesetzliche Entsch\u00e4digung der in den 80er\/90er Jahren mit HCV infizierten Opfer des Blutskandals. Die Infektionswege und ihre Ursachen sind mit denen des HIV-Blutskandals identisch.\u201c<\/em> Diesem Thema will sich die H\u00e4movision in einer zuk\u00fcnftigen Ausgabe widmen.<\/p>\n\n\n<!-- Block Columns -->\n<div id=\"block_2b89697d1835e7412754d5ee6dffd9a0\" class=\"block block block-columns  block-with-margin-bottom clearfix\">\n  <div class=\"block-anchor\" id=\"un\"><\/div>\n  <div class=\"row\">\n    <div class=\"col-md-12\">\n      <div class=\"block-columns-inner\">\n        <div class=\"block-columns-grid\" style=\"background-color:#E2E2E2;\">\n\n                              \n          <div class=\"box has_background_color span1 pl-24 pr-24 pt-24\" style=\"background-color:;\">\n            <div class=\"box-inner  collapse-child-margins \">\n              <p><img loading=\"lazy\" decoding=\"async\" class=\"alignnone wp-image-24853 size-full\" src=\"https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/logo-un-behindertenkonvention.png\" alt=\"Nicht ohne uns \u00fcber uns\" width=\"300\" height=\"202\" \/><\/p>\n            <\/div>\n          <\/div>\n\n                    \n          <div class=\"box has_background_color span2 pl-24 pr-24 pt-24\" style=\"background-color:;\">\n            <div class=\"box-inner  collapse-child-margins \">\n              <p>Die UN- Behindertenkonvention Nicht ohne uns \u00fcber uns definiert, dass Betroffene einen Anspruch auf ein Mitspracherecht bei Entscheidungsprozessen haben, vor allem, wenn es um ihre Belange geht. Bereits im 1994 beschlossenen GIPA-Prinzip, das auf dem Paris Aids Summit von Vertretern der damaligen Bundesregierung unterzeichnet wurde, hei\u00dft es: Ausdr\u00fccklich sollen Menschen mit HIV und Aids auf allen Ebenen und bei allen Entscheidungen, die sie betreffen, beteiligt werden. Bis heute wird diesem Prinzip in der Zusammensetzung des Stiftungsrates nicht Folge geleistet.<\/p>\n<p>&nbsp;<\/p>\n            <\/div>\n          <\/div>\n\n                            <\/div>\n      <\/div>\n    <\/div>\n  <\/div>\n<\/div>\n<style>\n#block_2b89697d1835e7412754d5ee6dffd9a0 .block-columns-grid {\n  grid-template-columns: repeat(3, 1fr);\n}\n\n@media (max-width: 992px) {\n  #block_2b89697d1835e7412754d5ee6dffd9a0 .block-columns-grid {\n    grid-template-columns: repeat(2, 1fr);\n  }\n}\n\n@media (max-width: 580px) {\n  #block_2b89697d1835e7412754d5ee6dffd9a0 .block-columns-grid {\n    grid-template-columns: repeat(1, 1fr);\n  }\n\n}\n<\/style>\n<!-- Block Columns -->\n\n\n<h3 class=\"wp-block-heading\">Sicherheit heute<\/h3>\n\n\n\n<p>Die Sicherheit in Hinblick auf die Faktorpr\u00e4parte ist heute l\u00e4ngst nicht mehr mit dem Stand in den 1980er Jahren vergleichbar. Zur Sicherheit der Faktorpr\u00e4parate wird es in der n\u00e4chsten H\u00e4movision einen Beitrag geben. Die n\u00e4chste Ausgabe erscheint im Juni 2022.<\/p>\n\n\n<!-- Block Columns -->\n<div id=\"block_ef7a60543d6ef8066ac3f10480c01b1e\" class=\"block block block-columns  block-with-margin-bottom clearfix\">\n  <div class=\"block-anchor\" id=\"vob\"><\/div>\n  <div class=\"row\">\n    <div class=\"col-md-12\">\n      <div class=\"block-columns-inner\">\n        <div class=\"block-columns-grid\" style=\"background-color:#E2E2E2;\">\n\n                              \n          <div class=\"box has_background_color span1 pl-24 pr-24 pt-24\" style=\"background-color:;\">\n            <div class=\"box-inner  collapse-child-margins \">\n              <p><img loading=\"lazy\" decoding=\"async\" class=\"alignnone wp-image-24854 size-full\" src=\"https:\/\/witzleben-apotheke.de\/wp-content\/uploads\/2023\/06\/logo-vob.png\" alt=\"Verband &quot;noch leben&quot; \u2013 VOB\" width=\"211\" height=\"140\" \/><\/p>\n            <\/div>\n          <\/div>\n\n                    \n          <div class=\"box has_background_color span2 pl-24 pr-24 pt-24\" style=\"background-color:;\">\n            <div class=\"box-inner  collapse-child-margins \">\n              <h4><strong>Aufgaben des VOB<\/strong><\/h4>\n<ul>\n<li>Hilfe zur Selbsthilfe<\/li>\n<li>Kooperation mit Politikern und Politikerinnen<\/li>\n<li>Mitspracherecht \u2013 Betroffene vertreten sich selbst im Stiftungsrat und im Stiftungsvorstand<\/li>\n<li>Kompetenzzentrum &#8211; Medizinische und Soziale Beratung der mit HIV- und\/oder HCV-Infizierten<\/li>\n<li>Entsch\u00e4digungsregelung f\u00fcr HCV-Opfer<\/li>\n<\/ul>\n<p>Der VOB e.V. ist erreichbar unter:<br \/>\ninfo@nochleben.de &amp; <a href=\"http:\/\/www.nochleben.de\">www.nochleben.de<\/a><\/p>\n<p>&nbsp;<\/p>\n            <\/div>\n          <\/div>\n\n                            <\/div>\n      <\/div>\n    <\/div>\n  <\/div>\n<\/div>\n<style>\n#block_ef7a60543d6ef8066ac3f10480c01b1e .block-columns-grid {\n  grid-template-columns: repeat(3, 1fr);\n}\n\n@media (max-width: 992px) {\n  #block_ef7a60543d6ef8066ac3f10480c01b1e .block-columns-grid {\n    grid-template-columns: repeat(2, 1fr);\n  }\n}\n\n@media (max-width: 580px) {\n  #block_ef7a60543d6ef8066ac3f10480c01b1e .block-columns-grid {\n    grid-template-columns: repeat(1, 1fr);\n  }\n\n}\n<\/style>\n<!-- Block Columns -->\n\n\n<div style=\"height:25px\" aria-hidden=\"true\" class=\"wp-block-spacer\"><\/div>\n\n\n\n<p><strong>Wir bedanken uns ganz herzlich bei Tanja Fuchs, Chefredakteurin der H\u00e4movision, dass sie uns diesen Artikel f\u00fcr die Ver\u00f6ffentlichung auf unserer Homepage zur Verf\u00fcgung gestellt hat!<\/strong><\/p>\n\n\n\n<div style=\"height:25px\" aria-hidden=\"true\" class=\"wp-block-spacer\"><\/div>\n\n\n<!-- Block Columns -->\n<div id=\"block_5ef7b0b8a9097c2fe784f556c4b10e6c\" class=\"block block block-columns  block-with-margin-bottom clearfix\">\n  <div class=\"block-anchor\" id=\"haemovision\"><\/div>\n  <div class=\"row\">\n    <div class=\"col-md-12\">\n      <div class=\"block-columns-inner\">\n        <div class=\"block-columns-grid\" style=\"gap:0px;\">\n\n                              \n          <div class=\"box has_background_color span1 pl-24 pr-24 pt-24\" style=\"background-color:#E2E2E2; 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