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AWARENESS Monat Hämophilie: Plasma spenden – Leben retten

Ein Erfahrungsbericht

Die Wichtigkeit einer Blutspende ist wahrscheinlich den meisten von uns ein Begriff. Doch dass auch eine Plasmaspende für Menschen lebensnotwenig sein kann, ist den wenigsten bekannt. Anlässlich unseres Hämophilie AWARENESS Monats April haben wir aufgerufen, Plasma zu spenden.

Als Hämophilie-Fachapotheke reden wir natürlich nicht nur, sondern handeln auch. Deshalb waren auch Mitarbeiter:innen der Witzleben Apotheken bei der Plasmaspende. Eine unserer Mitarbeiter:innen erzählt im Interview, warum Plasmaspenden momentan so wichtig ist und wie es ihr dabei ging.

Was hat Sie persönlich dazu bewegt, Plasma zu spenden?

Ich arbeite seit Anfang des Jahres im Fachbereich Hämophilie der Witzleben Apotheke. Nachdem ich dort immer wieder mitbekomme, wie dringend Plasmaspenden für die lebensnotwendigen Medikamente unserer Hämophilie-Betroffenen gebraucht werden, war es für mich eine Selbstverständlichkeit, auch spenden zu gehen.

Warum ist gerade der Bedarf an Blutplasma besonders groß?

Da spielen mehrere Faktoren zusammen. Blutspenden ist sicherlich jedem ein Begriff. Viele wissen allerdings nicht, dass man auch Plasma spenden kann und wofür das benötigt wird. Wichtig zu wissen ist, dass man ab einem Alter von 65 Jahren grundsätzlich kein Plasma mehr spenden darf. Dies hat zur Folge, dass der demografische Wandel schon heute und leider auch zukünftig dazu führt, dass ein großer Teil an Spendenwilligen wegfällt. Ein weiterer erschwerender Punkt ist, dass eine Plasmaspende Zeit kostet und sich nicht ganz einfach in den Alltag integrieren lässt – gerade für Berufstätige. Dazu kommt, dass durch die Corona Pandemie in den letzten zwei Jahren die Spendenbereitschaft zurückgegangen ist. Zugleich ist durch den Ukraine Krieg der Bedarf an Blutplasma zusätzlich gestiegen.

Blutplasma – Basis für die sog. Faktorpräparate für Menschen mit Hämophilie
Blutplasma – Basis für die sog. Faktorpräparate für Menschen mit Hämophilie

Was ist Blutplasma genau?

Plasma ist der gelblich klare, flüssige Anteil des Blutes, der nach Entfernen der roten und weißen Blutkörperchen, der Blutplättchen und anderer Zellkomponenten übrigbleibt. Mit einem Anteil von 55 Prozent stellt Plasma den größten Bestandteil des menschlichen Blutes dar. Es besteht aus Wasser, Salzen, Enzymen, Antikörpern und anderen Proteinen wie zum Beispiel den Gerinnungsfaktoren. Wenn ein bestimmter Gerinnungsfaktor fehlt oder zu wenig im Körper vorhanden ist, kommt es zu einem sogenannten Gerinnungsfaktormangel. Das heißt, die Blutgerinnung funktioniert nicht mehr reibungslos. Die Folge ist eine erhöhte Blutungsneigung. Das ist bei der Krankheit Hämophilie der Fall. Die Betroffenen leiden ihr Leben lang an einem erhöhten Blutungsrisiko und einer schlechten Wundheilung. Besonders gefährlich sind die Komplikationen, die durch innere Blutungen verursacht werden können. Das können Gelenkzerstörungen, aber auch lebensgefährliche Hirnblutungen sein. Faktorpräparate verhindern dies und sind deshalb als Prophylaxe so wichtig.

Was kann ich mir unter Faktorpräparaten vorstellen?

Faktorpräparate ersetzen den fehlenden Gerinnungsfaktor im Körper und schützen so vor Blutungen. Vor allem eben auch vor den gefährlichen inneren Blutungen. Die meisten Faktorpräparate werden aus menschlichem Blutplasma gewonnen. Die Betroffenen injizieren sich das Faktorpräparat in die Vene. Je nach Schweregrad der Krankheit gibt es zwei unterschiedliche Therapieansätze: Bei der bedarfsorientierten Therapie wird der Gerinnungsfaktor bei Bedarf, also zum Beispiel nach einer Blutung oder vor einer geplanten Operation, gespritzt. Bei der vorbeugenden oder prophylaktischen Therapie wird das Faktorpräparat regelmäßig, ungefähr jeden zweiten oder dritten Tag, gespritzt, um die Gerinnungsfähigkeit des Blutes dauerhaft zu verbessern.

Eine ausführliche Anamnese sowie Erstuntersuchung ist die Basis für das Plasmaspenden

Wie läuft eine Plasmaspende konkret ab?

Da ich das erste Mal Plasma gespendet habe, wurde vor meinem ersten Spendentermin bei einem gesonderten Untersuchungstermin geprüft, ob ich überhaupt für die Plasmaspende geeignet bin. Ich musste einen ausführlichen Fragebogen ausfüllen, mit vielen medizinischen, zum Teil auch sehr persönlichen Fragen. Ich wurde unter anderem nach Erkrankungen, OPs, Allergien, Impfungen, aber auch nach sexuellen Kontakten, Tattoos und Piercings gefragt. Danach gab es ein ausführliches Anamnesegespräch mit einer Ärztin und eine körperliche Untersuchung. Außerdem wurde mir Blut abgenommen. Das Blut wurde eingeschickt und nach HIV sowie Hepatitis untersucht.

Auch beim eigentlichen Spendentermin gab es vorab ein Gespräch und einen Gesundheitscheck durch die Ärztin. Es wurden unter anderem Blutdruck und Temperatur gemessen. Außerdem wurde ich gewogen, da das Gewicht entscheidet, wieviel Plasma man spenden darf. Auch den Fragebogen musste ich wieder ausfüllen, da sich ja seit dem Ersttermin etwas geändert haben könnte.

Wie ging es Ihnen während und nach der Spende?

Während der Plasmaspende lag ich bequem auf einer Liege. Manche Teilnehmer:innen haben dabei gelesen oder Musik gehört. Man darf die Augen während des Spendens nicht schließen, damit die Mitarbeiter:innen jederzeit sehen können, wie es einem geht.

Mir war es während der Spende ein paar Mal schwarz vor den Augen. Die Mitarbeiter:innen haben mir erklärt, dass dies beim ersten Spendentermin vorkommen kann, vor allem bei jungen Frauen oder bei Menschen mit Kreislaufproblemen. Ich habe eine Kochsalzlösung bekommen und sollte nach der Spende noch etwas länger liegen bleiben. Alle waren sehr kompetent und herzlich und ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Ich wurde sogar am nächsten Tag noch einmal angerufen, ob alles in Ordnung ist.

Wenn ich Plasma spenden möchte. Kann ich mich vor dem Spendentermin irgendwie vorbereiten? Was empfehlen Sie mir da?

Da der Körper bei der Plasmaspende Flüssigkeit verliert, ist es wichtig, vorher ausreichend zu trinken. Sie sollten nicht mit leerem Magen zum Plasmaspenden gehen und vorher etwas Fettarmes essen. Auch danach sollten Sie ausgiebig trinken und sich vor allem Zeit zum Ausruhen nehmen. Am besten Sie schauen darauf, dass Sie vor und nach der Spende nicht zu viel Stress haben.

Wie sicher ist eine Plasmaspende? Besteht die Gefahr, dass irgendwelche Krankheiten an mich als Spenderin oder an die Empfänger:innen übertragen werden?

Schon die vielen Vorabuntersuchungen der Spender:innen dienen der Qualitätskontrolle. Auch das gespendete Plasma wird vor Einsatz noch einmal mehreren Kontrollen unterzogen. Das gleiche gilt auch für das Blut nach einer Vollblutspende. Damit wird sichergestellt, dass die Qualitätsvorgaben wirklich eingehalten wurden. Nur wenn alle Vorgaben erfüllt sind, wird das Plasma auch wirklich weiterverarbeitet. Da die Sicherheit der Spender:in und Empfänger:in immer Vorrang hat, sind Personen mit bestimmten Krankheiten oder mit erhöhtem Risikopotential auch von einer Spende ausgeschlossen.

Das Spenden von Blutplasma ist wesentlich schonender als die „normale“ Blutspende
Das Spenden von Blutplasma ist wesentlich schonender als die „normale“ Blutspende


Was ist der Unterschied zwischen einer Plasmaspende und einer normalen Blutspende?

Im Gegensatz zur normalen Blutspende wird bei der Plasmaspende das entnommene Blut durch ein spezielles Gerät gleich vor Ort in die einzelnen Bestandteile zerlegt. Die nicht benötigten Blutbestandteile wie Erythrozyten, Leukozyten oder Thrombozyten werden dem Spender sofort wieder zurückgeführt.

Eine Plasmaspende ist also schonender für den Körper, dafür zeitintensiver. Bei mir hat das Spenden an sich etwa 45 Minuten gedauert, mit dem Gesundheitscheck davor und dem Ausruhen danach waren es insgesamt etwa 2,5 Stunden. Der Termin mit der ausführlichen Erstuntersuchung hat knapp 2 Stunden gedauert.

Ein weiterer Unterschied ist, dass man Plasma viel öfter spenden kann als Vollblut. Man könnte 60-mal im Jahr Plasma spenden. Zwischen den Spendenterminen sollten mindestens zwei bis drei Tage Abstand sein. Eine Vollblutspende dagegen ist bei Frauen auf viermal und bei Männern auf sechsmal im Jahr begrenzt.

Das klingt ja schon so, als ob man sich ziemlich aus seiner Komfortzone bewegen müsste. Was würden Sie jemanden mitgeben, der sich nicht so recht überwinden kann, zur Plasmaspende zu gehen?

Natürlich muss man den Zeitfaktor mit einplanen. Sie sollten sich bewusst sein, dass eine Plasmaspende zeitintensiv ist und man als Berufstätige:r die Termine neben der Arbeitszeit unterbringen muss. Einige Zentren haben aber auch an Samstagen geöffnet. Da es doch ziemlich viele Ausschlusskriterien gibt, erfährt man erst nach der umfassenden Erstuntersuchung, ob man wirklich geeignet ist.

Dafür gibt es einen kostenlosen Gesundheitscheck, in vielen Spendenzentren gibt es auch eine kleine Aufwandsentschädigung. Und Sie tun Gutes, denn Sie helfen einem kranken Menschen, der die Spende wirklich dringend benötigt.

Kolleg:innen aus unserem Hämophilie-Fachbereich

Werden Sie wieder zum Plasmaspenden gehen, auch wenn es Ihnen während des Termins nicht so gut ging?

Natürlich. Ich werde auf jeden Fall wieder zum Plasmaspenden gehen.

Spendenzentren in Berlin

Gut zu wissen
Plasmaspende vs. klassische Vollblutspende – ein Vergleich

Das Prinzip

PLASMASPENDE: Beim Plasmaspenden wird ausschließlich Blutplasma entnommen. Anders als bei einer normalen Blutspende zerlegt ein spezielles Gerät das entnommene Blut direkt in seine einzelnen Komponenten (Plasmapherese). Die nicht benötigten festen Blutbestandteile werden dem Spender wieder zurückgeführt, sodass dem Spender nur das Blutplasma entnommen wird.

BLUTSPENDE: Bei der Vollblutspende wird etwa 0,5 Liter Blut mit all seinen Bestandteilen, auch den festen, zellulären Blutbestandteilen (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten, Blutplasma), entnommen. Danach kann es aufgetrennt und für verschiedene medizinische Zwecke eingesetzt werden.

Spendenanzahl/ Jahr und Spendenabstand

PLASMASPENDE:

  • 60x im Jahr
  • Abstand zwischen 2 Spenden:
  • 2-3 Tage

BLUTSPENDE:

  • Frauen: 4x jährlich
  • Männer: 6x jährlich
  • Abstand zwischen 2 Spenden: 8 Wochen
Zeitaufwand eigentliche Spende

PLASMASPENDE: 30 – 45 Minuten

BLUTSPENDE: 5-10 Minuten

Einsatz

PLASMASPENDE:v. a. für die Herstellung von Plasmaprodukten, die in verschieden Bereichen eingesetzt werden, z. B. für Gerinnungsfaktoren zur Prophylaxe und Behandlung von Bluterkrankungen wie Hämophilie A und Hämophilie B

BLUTSPENDE: u. a. bei OPs, Unfällen, Verletzungen, Krebstherapie, Herzerkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Komplikationen bei Geburten, Leber- und Nierenkrankheiten, Blutarmut und Blutkrankheiten

Übrigens: Auch bei einer normalen Blutspende kann Plasma gewonnen werden. Sie können also auch über das Spenden von Vollblut Hämophilie-Betroffenen etwas Gutes tun. Denn bei all diesen Unterschieden haben Plasmaspende und Blutspende doch eines gemeinsam: Beide sind lebenswichtig!

Mehr über das Blutspenden erfahren

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