Seit Anfang 2020 beherrscht es unseren Alltag, und inzwischen scheint eines klar: Es wird nicht einfach so wieder verschwinden. Leider.
SARS-CoV-2 oder das Corona-Virus könnte unser Begleiter werden – zumindest halten Experten das derzeit für sehr wahrscheinlich. Die einzige Möglichkeit, dem Virus seinen Schrecken zu nehmen, sei eine hochwirksame Impfung, sagt der Nothilfekoordinator der WHO, Michael Ryan. Zudem müsse der Impfstoff in ausreichendem Maß hergestellt und in aller Welt verteilt werden. Und – nicht zuletzt – müssen die Menschen bereit sein, sich impfen zu lassen. Schon die ersten beiden Bedingungen stellt die Welt vor große Herausforderungen, denn zwar sind bereits verschiedene Impfstoffe auf dem Markt, aber längst nicht genug, längst nicht flächendeckend und das Risiko, dass es weitere Mutationen geben könnte, gegen die die verfügbaren Vakzine dann nicht mehr wirken, ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Dennoch kann man gegenwärtig festhalten: Es gibt Impfstoffe. Und dort, wo sie verfügbar sind, sollten sie so schnell wie möglich in die Oberarme der Bevölkerung kommen. Etwa drei Viertel der Menschen in Deutschland stehen diesem Vorhaben grundsätzlich offen und positiv gegenüber.
Doch viele sind auch verunsichert, haben Fragen.
Die häufigsten Fragen:
Die Antworten:
Vorab lässt sich sagen, dass eine medizinische Studie zu einer Erkrankung, die alle Menschen weltweit betrifft, von vornherein leichter durchführbar ist, als zu einer Erkrankung, die nur wenige Menschen betrifft.
Darüber hinaus ist SARS-CoV-2 durchaus kein völlig neuartiges Virus. Es weist zu 80 % Übereinstimmungen mit den bereits bekannten SARS- und MERS-Viren auf. Die Forschung hierzu läuft seit 2002. Dadurch, und nicht zuletzt auch durch die sich immer weiter entwickelnde Technologie, war eine vollständige Gensequenzierung über Nacht möglich.
Darüber hinaus lief und läuft die Erforschung von SARS-CoV-2 weltweit, Wissenschaftler aller forschenden Länder stehen im Austausch miteinander, finanzielle Hilfe wurde durch nahezu alle Staaten geleistet. Die WHO und andere Gremien haben für die Beschleunigung von Studienprotokollen und anderen Abläufen gesorgt. Hierzu gehört auch das Rolling-Review-Verfahren. Das bedeutet, dass man mit der Beurteilung des Impfstoffkandidaten – anders als sonst – bereits beginnt, bevor alle erforderlichen Daten für einen “normalen” Zulassungsantrag eingereicht wurden.
Zum Thema Langzeitfolgen gibt es eine recht einleuchtende Erklärung von der Gutachterin der Zulassungsstelle für Impfstoffe beim österreichischen Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen, Petra Falb: Die meisten Nebenwirkungen von Tot-Impfstoffen treten innerhalb weniger Stunden- bis zu ein bis zwei Tage nach der Impfung auf.
Selbst die äußerst seltenen Nebenwirkungen, die sich in unterschiedlichen Autoimmunreaktionen äußern können, würden spätestens nach wenigen Wochen sichtbar. Langzeit-Nebenwirkungen, so die Expertin, könnten typischerweise bei Arzneimitteln entstehen, die dauerhaft eingenommen werden, weil sich der Wirkstoff oder seine Metaboliten im Organismus anreicherten. Bei der einmaligen Gabe eines Impfstoffs oder eventuell einer zweiten und dritten Impfdosis sei eine solche Anreicherung aber nicht zu erwarten.
mRNA-Impfstoffe verändern nicht das Erbgut: Die mit der Impfung verabreichte mRNA unterscheidet sich strukturell von menschlichem Erbgut, der DNA. mRNA besteht aus einer einzelnen Kette von Molekülen, DNA dagegen aus einem Doppelstrang. Sie sind aus verschiedenen Grundbausteinen aufgebaut, und um mRNA in DNA umzuwandeln, ist ein ganz bestimmtes Enzym, die Reverse Transkriptase erforderlich, das normale menschliche Zellen nicht besitzen. Ohne diesen Umbau in DNA ist es dem Impfstoff unmöglich, sich in das Erbgut einzulagern.
Die Impfung kann auch nicht zur Unfruchtbarkeit führen:„Aus Sicht der Plazenta-Forschung und Reproduktionsmedizin sind diese inzwischen weit verbreiteten Behauptungen völlig unbegründet!“, heißt es in einer wissenschaftlich begründeten Stellungnahme, die Prof. Schleußner, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin am UKJ und Prof. Markert, Leiter des Plazenta-Labors, verfasst haben. Hinsichtlich der Dauer des Impfschutzes lässt sich – zum jetzigen Zeitpunkt – folgendes sagen:
Es gilt als erwiesen, dass die Zahl der neutralisierenden Antikörper, mit denen das Immunsystem die Viren bekämpft, nach einigen Monaten deutlich sinkt. Zuvor Infizierte ohne oder mit nur geringen Krankheitssymptomen würden dann kaum noch schützende Antikörper besitzen. Hier könnten jedoch die T-Zellen ins Spiel kommen. Sie sind in der Lage, sich an eine frühere Infektion oder eine Impfung zu erinnern und lenken das Immunsystem auf das Virus. Es gibt derzeit noch keine verlässlichen Informationen darüber, wie gut die Immunität nach Monaten oder Jahren noch ist.
Aktuellen Studienergebnissen zufolge gibt es Hinweise darauf, dass die Impfstoffe nicht nur vor Infektion und Erkrankung schützen, sondern auch verhindern, dass Geimpfte das Virus an andere weitergeben.
Impfstoffentwicklung kurz und knapp:
Impfstoffe – Allgemeinwissen
Die erste Schutzimpfung wurde im Jahr 1796 durchgeführt. Es war ein Versuch des britischen Chirurgen Edward Jenner, getestet an einem Achtjährigen. Jenner hatte beobachtet, dass Frauen, die sich beim Melken von Kühen mit den für sie ungefährlichen Rinderpocken ansteckten, sich später meist nicht mit den eigentlich lebensgefährlichen Pocken infizierten. Und auch bei dem Jungen führte die Injektion mit dem Sekret aus Pusteln von einer an Kuhpocken erkrankten Frau zur Immunität. Bereits 1807 wurde in Hessen und Bayern eine Impfpflicht gegen Pocken eingeführt. Andere Länder zogen erst dem großen Pockenausbruch von 1870 nach, bei dem allein in Deutschland eine Viertelmillion Menschen starben. Als ausgerottet gelten die Pocken aber erst seit 1979.
Schätzungen der WHO zufolge retten Impfungen das Leben von weltweit drei Millionen Menschen jährlich und schützen weitere Millionen vor Krankheit und lebenslanger Behinderung.
Vor der Einführung routinemäßiger Impfungen für Kinder waren Infektionskrankheiten die Haupttodesursache im Kindesalter. Dass es Krankheiten wie Pocken und Kinderlähmung in vielen Teilen der Erde nicht mehr gibt, haben wir Impfungen zu verdanken. Trotzdem sehen viele Menschen Impfungen kritisch. Grund dafür ist möglicherweise auch der Umstand, dass die ehemals gefürchteten Krankheiten heute nur noch ein abstraktes Risiko darstellen. Man sieht eben kaum noch Menschen, die von Kinderlähmung (Polio) betroffen sind.
Arten der Impfstoffe
Impfungen kurz und knapp:
Welche Impfstoffe sind in der EU bereits zugelassen oder werden voraussichtlich bald zugelassen?
Astra Zeneca
Art:
Vektorviren Impfstoff
Name:
ChAdOx1 nCoV-19
Impfregime:
2 Impfdosen im Abstand von ca. 12 Wochen
Impfschutz:
70 %- aber keine schweren Verläufe bei eventuellen Infekt
Besonderheit:
STIKO Empfehlung: Impfung ab 60 Jahre
Biontech
Art:
mRNA- Impfstoff
Name:
Comirnaty
Impfregime:
2 Impfdosen im Abstand von ca. 6 Wochen
Impfschutz:
95 %
Besonderheit:
Moderna
Art:
mRNA- Impfstoff
Name:
Moderna Covid-19 Vaccine
Impfregime:
2 Impfdosen im Abstand von ca. 6 Wochen
Impfschutz:
95 %
Besonderheit:
Wird nur in den Impfzentren verabreicht
Janssen (Johnson & Johnson)
Art:
Vektorviren Impfstoff
Name:
Ad26-COV2-S
Impfregime:
2 Impfdosen im Abstand von 56 Tagen, einmalige Dosis möglich
Impfschutz:
66 %
Besonderheit:
Warten auf Auslieferung
Häufige mögliche Nebenwirkungen:
Tipp
Paracetamol oder Ibuprofen bereithalten, falls nach der Impfung Erkältungssymptome/Kopfschmerzen auftreten.
Anaphylaxie (allergischer Schock)
Für Allergiker besteht das Risiko eines allergischen Schocks (Anaphylaxie). Aus diesem Grund müssen Geimpfte noch 15 bis 30 Minuten im Impfzentrum/ in der Arztpraxis verweilen. Im Falle eines allergischen Schocks wird Betroffenen unverzüglich Adrenalin verabreicht. Eine zweite Impfung sollte dann nicht mehr erfolgen. In den USA traten Anaphylaxien in 11,1 Fällen pro 1 Million verabreichten Impfungen (Biontech/Pfizer) auf und es gab 2,5 Fälle pro 1 Million Impfungen (Moderna).
Keine Impfung für:
Impfung in der Schwangerschaft?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt aktuell keine generelle Impfung von Schwangeren mit einem COVID-19-Vakzin. Grund sind fehlende Daten. Eine versehentliche Impfung – etwa wenn die Schwangerschaft noch nicht bekannt war – ist aber kein Grund/ keine Indikation, die Schwangerschaft abzubrechen. Schwangere mit Vorerkrankungen können profitieren: Aufgrund eines hohen Risikos für schwere COVD-19-Verläufe! „In Einzelfällen nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung kann eine Impfung angeboten werden“. Auch für die Stillzeit existieren bislang nur wenige Daten, da Stillende laut RKI aus Phase-III-Studien ausgeschlossen waren. Die STIKO hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass eine Impfung der Mutter während der Stillzeit ein Risiko für den Säugling darstellt.
(Quelle: DAZ, Stand 19.4.21)
HIV und Corona-Impfung: Die wichtigsten Punkte:
Auch Menschen mit HIV können und sollten sich gegen Corona impfen lassen. Eine HIV-Infektion steht dem nicht im Weg. Eine HIV-Infektion allein scheint das Risiko eines schweren Covid-19-Verlaufs nicht oder nicht stark zu erhöhen. Demgegenüber scheint eine unbehandelte HIV-Infektion und ein geschwächtes Immunsystem sowie zusätzliche Risikofaktoren wie z.B. Diabetes, Nieren- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, durchaus mit einem höheren Risiko verbunden.
Mithelfen und App installieren
Smartphone-App SAFEVAC 2.0
Mit Hilfe einer Smartphone-App „SafeVac App 2.0“ führt das Paul-Ehrlich-Institut eine Beobachtungsstudie zur Verträglichkeit der COVID-19-Impfstoffe durch. Je mehr geimpfte Erwachsene teilnehmen und Informationen übermitteln, desto aussagekräftiger sind die entsprechenden Daten.
So funktioniert’s:
Über die App werden die Teilnehmer intensiv drei bzw. vier Wochen nach jeder COVID-19-Impfung nach gesundheitlichen Beschwerden befragt. Weitere Befragungen zum gesundheitlichen Befinden erfolgen sechs und 12 Monate nach der letzten Impfung. Gegenstand der Abfrage ist auch, ob die Impfung vor einer SARS-CoV2-Infektion geschützt hat oder ob eine Infektion bzw. COVID-19-Erkrankung aufgetreten ist. Wer an der Befragung zur Verträglichkeit von COVID-19-Impfstoffen teilnehmen möchte, kann die SafeVac 2.0-App hier für Android Phones und hier für Iphones herunterladen
Corona-Warn-App-Update
Seit dem 21.4.21 ist ein neues Update für die Corona-Warn-App verfügbar:
Damit erhält die App eine neue Funktion, die bei der Erkennung von Infektionsclustern helfen soll. Veranstalter, Geschäftsinhaber oder Gastgeber können mithilfe der App QR-Codes generieren, die zur Registrierung der Besucherinnen und Besucher dienen. Diese wiederum können einchecken, indem sie den jeweiligen QR-Code scannen. Mehr Infos: www.bundesregierung.de/breg-de/themen/corona-warn-app
Hinweis
Was heute gilt, kann morgen bereits veraltet sein. Alle Informationen auf dieser Seite sind mit Sorgfalt zusammengestellt worden und entsprechen dem Kenntnisstand zur Zeit des am Ende der Seite angegeben Datums.
Wir bemühen uns um regelmäßige Aktualisierung, bitten aber um Verständnis, wenn Sie auf eine Information stoßen, die sich kürzlich erst geändert hat.
Wir wünschen all unseren Kunden, dass Sie gesund bleiben oder schnell wieder gesund werden und vor allem, dass es Ihnen gelingt, zuversichtlich zu bleiben.
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