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Außer Atem?! Wenn die Lunge krank ist

Lungenkrebs rechtzeitig erkennen und behandeln

Ein Artikel von Tanja Fuchs
erschienen in der Onkovision, Ausgabe 1
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Wenn die Lunge – unser lebenswichtiges Atmungsorgan– erkrankt, führt dies in der Regel zu einer starken Beeinträchtigung. Wie bei jeder anderen Krankheit gilt auch bei Lungenkrebs: Je früher sie behandelt wird, desto größer sind die Heilungschancen.

Die guten Nachrichten zuerst: Lungenkrebs gehört zwar noch immer zu den potentiell gefährlicheren Krebsarten, aber das Lungenkarzinom wird immer differenzierter betrachtet und dadurch auch immer besser behandelbar. Hierfür stehen – neben der Chemo- und Strahlentherapie – zunehmend mehr Therapiemöglichkeiten zur Verfügung: Zielgerichtete Medikation, Immuntherapie, Kombinations- und Sequenztherapien. In den letzten Jahren sind zahlreiche orale Therapien hinzugekommen.

Nicht zuletzt erfolgt inzwischen eine systematische Datensammlung und -auswertung. Hierzu werden sowohl histologische, also das Gewebe betreffende Aspekte herangezogen, als auch die molekularpathologischen Veränderungen. So wird zunächst untersucht, um welche Art es sich bei einem Tumor handelt (z.B. Kleinzelliges Karzinom (SCLC), Nichtkleinzelliges Karzinom (NSCLC) sowie weitere Untergruppen wie Plattenepithelkarzinom, Adenokarzinom u.a.). In der Immunhistologie und Molekularpathologie sucht man nach bestimmten Mutationen, Translokationen und der Immunogenität (PD-L1-Expression).

Leider – und das ist eine weniger gute Nachricht – ist Lungenkrebs noch immer die häufigste Krebs-Todesursache bei Männern und die zweithäufigste bei Frauen.

Dies hängt maßgeblich damit zusammen, dass Lungenkrebs meist erst in fortgeschrittenen Stadien erkannt wird.

Dr. Burkhard Matthes

Die Warnzeichen für ein Lungenkarzinom, so der Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie am Lungenkrebszentrum Havelhöhe, Berin, seien wenig typisch, in der Folge bleibe es oft lange unentdeckt.

Info

Unter einer Translokation versteht man in der Genetik eine Chromosomenmutation, bei der Chromosomenabschnitte an eine andere Position innerhalb des Chromosomenbestandes verlagert wurden. Im Extremfall kann sich ein ganzes Chromosom an ein anderes anlagern.

In der Tumorimmunologie werden Wechselwirkungen zwischen Tumoren und Immunsystem erforscht. Zu den Fragen, die Forscher beantworten wollen, gehört die, wie es malignen Tumoren möglich ist, vom Immunsystem unerkannt wachsen zu können, und wie das Immunsystem so manipuliert werden kann, dass es diese doch erkennen und eliminieren kann (Immun-Krebstherapie).

Immunogenität ist die Eigenschaft eines Stoffes, im tierischen oder menschlichen Körper eine als Immunantwort bezeichnete Reaktion des Immunsystems auszulösen. Unkontrolliertes Wachstum von Tumoren im Organismus zeigt an, dass diese entweder vom Immunsystem nicht erkannt werden oder die immunologischen Abwehrfunktionen durch den Tumor gehemmt werden. Eine effiziente Methode, sich vor dem Immunsystem zu „verstecken“, besteht in der Unterbindung der Präsentation von immunogenen Peptiden, vor allem auf MHC-Klasse-I-Molekülen.

Ein Immuncheckpoint-Inhibitor ist ein Molekül, das einen Immuncheckpoint hemmt. In der Onkologie werden z.B. entzündungshemmende Immuncheckpoints blockiert, um einer Tumorevasion entgegenzuwirken. Der immunhistochemische Nachweis der PD-L1-Expression ist ein aussagekräftiger Test zur Einschätzung der Wahrscheinlichkeit eines Ansprechens eines NSCLC-Patienten auf eine Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren, besonders bei Patienten mit hoher PD-L1-Expression. (siehe auch Glossar)
(Quellen: wikipedia, www.spektrum.de/lexikon/biologie/tumorimmunologie/68039)

Ursachen

Ursachen für Lungenkrebs können Abgase, Feinstaub und genetische Faktoren sein. Risikofaktor Nummer Eins aber ist das Rauchen. Neun von zehn Betroffenen sind Raucher. Allein in Deutschland sterben rund 127.000 Menschen jährlich an den Folgen des Tabakkonsums. Hierzu zählen allerdings nicht nur Krebs-, sondern auch Herz-Kreislauferkrankungen.

Rauchen ist der größte vermeidbare Krebsrisikofaktor

heißt es auf der Website der Deutschen Krebshilfe.

Im Jahr 2018 seien rund 85.000 Menschen rauchbedingt an Krebs erkrankt. Die Deutsche Krebshilfe motiviert im Rahmen von Aufklärungskampagnen immer wieder dazu, mit dem Rauchen aufzuhören oder erst gar nicht anzufangen. Angebote, die Rauchende beim Rauchstopp nachweislich unterstützen können, sind beispielsweise eine Kurzberatung in der medizinischen und psychosozialen Gesundheitsversorgung, verhaltenstherapeutische Einzel- und Gruppeninterventionen, medikamentöse Therapien und telefonische Beratung. Oder aber die Hypnose, um die es in unserem Artikel in der Onkovision 17 ab Seite 14 geht. Auf der Website findet man neben einer Telefonnummer auch kostenlose Broschüren zum Download: Tel. 0800 80 70 88 77 (Montag bis Freitag, 8 bis 17 Uhr) www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/infothek/infomaterial-kategorie/ praevention/

Lungenkrebs-Früherkennung
Hanse-Studie in Norddeutschland

Hanse-Studie für Lungenkrebs-Früherkennung

Wer zwischen 55 und 79 Jahre alt ist, starker Raucher ist oder über einen langen Zeitraum war, hat die Möglichkeit, an einem Lungen-Check teilzunehmen. Im Rahmen der im Juli 2021 gestarteten Hanse-Studie kann man sich an den Standorten Lübeck, Großhansdorf bei Hamburg und Hannover kostenlos im CT checken lassen.

Weitere Infos: www.hanse-lungencheck.de

Möglichkeiten der Früherkennung

Je früher man Krebs entdeckt, desto größer sind die Heilungschancen. Das gilt auch beim Lungenkrebs. Vorsorgeuntersuchungen wie bei Brust-, Eierstock- und Gebärmutterhalskrebs, Darm- oder Prostatakrebs gibt es jedoch nicht. „Noch nicht“, sagt Burkhard Matthes. Tatsächlich, so der Onkologe, wurde im Rahmen von Studien untersucht, inwieweit ein regelmäßiges Screening (CT) bei Risikogruppen – also z.B. starken Rauchern – von Vorteil sein könnte. Ziel war es, Lungentumoren in frühen Stadien zu entdecken – nämlich dann, wenn sie noch besser behandelbar oder heilbar sind. In drei Studien habe man einen Nutzen hinsichtlich des Überlebens der Patienten feststellen können. Während das Vorsorge-Screening in einigen Ländern schon durchgeführt wird, stelle sich in Deutschland aber noch die Frage, wer die Kosten trägt und wie sich ein möglicherweise höheres Terminaufkommen bei Radiologen bewältigen lasse.

Gute Gründe, nicht mehr zu rauchen:

  • Nach 20 Minuten:
    Herzfrequenz und Blutdruck sinken
  • Nach 12 Stunden:
    Der Kohlenmonoxid-Spiegel im Blut ist nun mit dem von Nichtrauchenden vergleichbar
  • Nach 2 bis 12 Wochen:
    Herz-Kreislauf- und Lungenfunktion verbessern sich
  • Langfristig:
    sinkendes Risiko für koronare Herzerkrankungen, Schlaganfall und verschiedene Krebserkrankungen. Verringerung des Risikos für Impotenz bei Männern sowie Früh- und Fehlgeburten bei Frauen.

 

Von einem Rauchstopp profitieren auch Nichtrauchende, denn Passivrauchen schadet sowohl Kindern als auch Erwachsenen.

Nicht zuletzt spart man viel Geld: Eine Schachtel Zigaretten am Tag wegzulassen bringt am Ende des Monats eine Ersparnis von etwa 190 Euro, nach einem Jahr: Ersparnis von rund 2.280 Euro! (Quelle: www.deutsche-krebshilfe.de)

 

Krebsarten und zielgerichtete Therapien

Die meisten Bronchialkarzinome sind NSCLC (nicht-kleinzellige Karzinome: Plattenepithel- und Adenokarzinom). Unter ihnen sind inzwischen zahlreiche Mutationen bekannt.

Wissenschaftliche Forschungen und die wachsenden Kenntnisse zur Genetik haben dazu beigetragen, die Erkrankung besser zu verstehen und neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Hierfür untersucht man, ob und welche Mutationen (bestimmte Gene und Defekte) der Tumor aufweist. Für sieben solcher Mutationen gibt es bereits passende Wirkstoffe, die dem Gendefekt entgegenwirken. Sie blockieren die mutierten Anteile der Tumorzelle und verhindern damit eine weitere Ausbreitung des Tumors. Da hier – anders als bei einer Chemotherapie – der Tumortreiber direkt adressiert wird, werden diese Wirkstoffe auch als zielgerichtete Therapien bezeichnet. Mit „personalisiert“ oder „individualisiert“ ist also meist gemeint, dass sich die Wahl der Behandlung nach der spezifischen Mutation des Tumors richtet. Demzufolge kann dieselbe Erkrankung unterschiedliche Therapien erfordern.

Die Untersuchung feingeweblicher Proben gibt Aufschluss über den Tumortyp und seine individuellen Eigenschaften. Molekularpathologisch lassen sich auch die Bausteine von DNA und RNA, die unter dem Mikroskop nicht erkennbar sind, entschlüsseln. (Quelle und Info: https://tinyurl.com/345fcxzw)

Ein Beispiel ist der „nicht-kleinzellige Lungenkrebs (NS-CLC)“ mit einer EGFR-Mutation. Was ist das?

Der EGF-Rezeptor (EGF steht für epidermaler Wachstums-Faktor) ist ein Protein in der Zellmembran und hat an der Außenseite eine „Andockstelle“. Dockt ein bestimmtes Protein an den mutierten Rezeptor an, werden verstärkt Wachstumssignale ausgesendet. Eine Mutation des EGF-Rezeptors führt somit dazu, dass Tumorzellen unkontrolliert wachsen und sich vermehren können. Lässt sich diese genetische Abweichung nachweisen (etwa bei 10 bis 15 % der Patienten), hilft ein Medikament aus der Gruppe der sogenannten EGFR-Tyrosinkinase-Hemmer (EGFR-TKI) und verbessert die Prognose. Die Medikamente, die oral – also in Form einer Tablette – verabreicht werden (Gefitinib, Erlotinib, Afatinib), blockieren den EGF-Rezeptor und verhindern damit die Aussendung weiterer Wachstumssignale. Das Tumorwachstum und damit das Fortschreiten der Erkrankung wird für eine gewisse Zeit hinausgezögert.

Lungenfunktion

Die Funktion der Lunge besteht darin, dem Körper lebensnotwendigen Sauerstoff zuzuführen und verbrauchte Luft (Kohlendioxid) abzuführen. Insgesamt 300 Millionen Lungenbläschen (Alveolen) machen es möglich, dass die Lunge alle Körperzellen mit genügend Sauerstoff versorgen kann. In Ruhe atmen wir pro Minute etwa 10 – 15 Mal ein und aus. In der Regel verursacht das keine Anstrengung und wir tun es unbewusst. Erst bei großer körperlicher Anstrengung oder Atemnot wird bewusst geatmet. Die Steuerung der Atmung erfolgt über chemische „Fühler“ (Chemo-Rezeptoren) in den großen Blutgefäßen, die dem Atemzentrum im Gehirn melden, wie es um die Sauerstoff- und Kohlendioxid-Mengen (Blutgase) im Blut bestellt ist. Tritt bei den Blutgasen ein Mangel oder Überschuss auf, wird durch gesteigerte Ein- oder Ausatmung entsprechend entgegengesteuert. Pro Minute benötigen wir etwa 6 – 9 Liter Luft, bei körperlicher Anstrengung kann der Bedarf bis auf 50 – 100 Liter pro Minute ansteigen.

Während das Einatmen ein aktiver Vorgang ist, an dem sich eine Reihe von Muskeln (insbesondere Zwerchfell und Zwischenrippenmuskeln) beteiligen, verläuft das Ausatmen normalerweise passiv. Nur bei Atemnot und stärkerer körperlicher Belastung wird die so genannte Atemhilfsmuskulatur (an Brustkorb und Schultergürtel) eingesetzt, die es ermöglicht, mehr Luft einzuatmen. Das Ausatmen kann durch Anspannung der Bauchmuskeln verstärkt werden.

(Quelle: www.lungenaerzte-im-netz.de/unsere-atemwege/funktion/)

 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Tanja Fuchs, Chefredakteurin der Onkovision, dass sie uns diesen Artikel für die Veröffentlichung auf unserer Homepage zur Verfügung gestellt hat. Der Text ist erschienen in der Onkovision, Ausgabe 17 (Februar 2022, PDF-Datei).

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