Nahrungsergänzungsmittel (NEM) in der Onkologie
Ein Artikel von Tanja Fuchs
erschienen in der Onkovision, Ausgabe 13
Die Krebspatienten, die bei Kerstin Dobberstein und ihrem Team Rat suchen, kommen sowohl von sich aus, als auch auf Anraten des Arztes. Kerstin Dobberstein ist Ernährungstherapeutin und Inhaberin von KDErnährungskonzepte in Berlin Schöneberg.
Hochdosierte Vitamine, Kapseln mit Noni-, Katzenkralle- oder Amygdalinextrakt oder Kurkuma in rauen Mengen… „Die zahllosen Tipps und Empfehlungen, die sowohl aus dem Internet als auch aus dem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis auf Menschen mit einer Krebserkrankung niederprasseln, führen nicht selten zu großer Verunsicherung“, sagt Kerstin Dobberstein.
Während es für einige Patientinnen selbstverständlich ist, unterschiedliche NEM zuzuführen, sind andere zurückhaltend: Denn wer in der Krebstherapie täglich mehrere unterschiedliche Medikamente einnehmen muss, ist nicht immer erfreut darüber, zusätzlich Kapseln und Pillen zu schlucken. „Und häufig ist das auch gar nicht nötig“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin.
Eine geschulte Ernährungswissenschaftlerin kann sich – anhand einer Ernährungserhebung, in der gezielte Fragen nach den Ernährungsgewohnheiten gestellt werden – bereits einen guten Überblick darüber verschaffen, ob der Patient genügend Nährstoffe erhält. „Ich mache mir zunächst ein Gesamtbild: Wie ist die orale Zufuhr, was kann der Patient über seine Ernährung abdecken und was könnte möglicherweise schwierig sein oder werden. Hierfür ist es wichtig zu beachten, an welchem Punkt der Therapie der Patient steht. Gerade während einer Chemotherapie muss man genau hinsehen, denn insbesondere Antioxidantien, wie z. B. Vitamin C in großen Mengen, können kontraproduktiv wirken und den Erfolg der Chemo schwächen.“
Wichtig ist: Das gilt nicht für Vitamin C, das mit Obst oder Gemüse aufgenommen wird. „Ich bin ohnehin ein Fan davon, möglichst viele Vitamine und Spurenelemente über die Nahrungsmittel zuzuführen und nicht als synthetisch in Kapseln gepresste Extrakte. Die Vorteile: Der Körper kann Nährstoffe aus echten Lebensmitteln viel besser aufnehmen und es besteht keine Gefahr von Überdosierung.“
Manchmal ist Ausgleich erforderlich
„Wenn wir aber Defizite sehen, die sich nicht ausgleichen lassen, z. B. weil ein Patient viele Lebensmittel einfach nicht mehr essen kann oder mag, dann müssen wir supplementieren. Dies sollte bestenfalls in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt und nach der Laborbestimmung der Nährstoffspiegel erfolgen.“
Die Aufgabe der Ernährungstherapie ist es also auch, absehbarem Mangel entgegenzuwirken. Bei Patienten, die anhaltend unter Durchfällen leiden und möglicherweise Entzündungen im Magen-Darm-Trakt haben, können einige Nährstoffe, wie zum Beispiel Vitamin B12, nicht ausreichend resorbiert werden oder es kommt zu hohen Verlusten an Elektrolyten. Besteht dieser Verdacht, rät die Ökotrophologin ebenfalls dazu, dies über eine Blutabnahme kontrollieren zu lassen.
Vitamin-D-Mangel ist weit verbreitet
Die allermeisten Nährstoffe können mit ausgewogener Ernährung in ausreichendem Maß zugeführt werden. Einzige Ausnahme: Vitamin D. Das sogenannte Sonnenvitamin lässt sich allein über die Nahrung nicht ausreichend aufnehmen. Es wird vielmehr unter der Einwirkung von Sonnenlicht auf der Haut im Körper selbst gebildet. Aber: Zwischen Oktober und April reicht die UV-Strahlung der Sonne in unseren Breitengraden dafür nicht aus. Viele Menschen in Nordeuropa weisen daher einen Mangel auf.
Mit gutem Essen lässt sich viel erreichen
Pauschale Empfehlungen für Krebspatienten kann die Ernährungswissenschaftlerin nicht geben. „Menschen sind unterschiedlich, ebenso wie ihre Lebens- und Ernährungsgewohnheiten. Keine Krebserkrankung gleicht der anderen, und auch die Therapien werden immer individualisierter.“ Was sie aber sagen könne, ist, dass man bei Menschen, die sich bislang sehr schlecht ernährt hätten, allein mit einer gesunden Ernährung schon einen riesigen Schritt nach vorne machen könne. Bei denjenigen, die ohnehin bereits darauf achten, lässt sich die Nährstoffzufuhr ggf. noch optimieren. Insbesondere, wenn bestimmte Lebensmittel, die sonst auf dem Speiseplan standen, durch die Krebsbehandlung nicht mehr vertragen werden.
Ein Anliegen ist der Ernährungstherapeutin auch die Lebensqualität: „Wir versuchen immer auf die Vorlieben zu achten. Was schmeckt den Patienten, was bedeutet Genuss für sie. Essen soll, wenn irgend möglich, auch mit einem guten Gefühl verbunden sein.“
Gut zu wissen!
Curcumin werden antientzündliche und andere positive Eigenschaften zugeschrieben. Richtig, ist, dass Kurkuma-Extrakte erfolgversprechend in Zellkultur- und Tierversuchen getestet wurden. Allerdings in extrem hohen Dosierungen, die beim Menschen weder über die Nahrung noch über Nahrungsergänzungsmittel erreicht werden können. Da die Bioverfügbarkeit von Curcumin stark eingeschränkt ist, werden nur sehr geringe Mengen aus dem Darm und in die Zellen aufgenommen. Ein großer Teil wird direkt wieder ausgeschieden. Um tatsächlich eine Wirkung zu erzielen, müssten also sehr große Mengen gegessen werden. Etwas verstärken lässt sich die Resorption durch die Kombination mit Pfeffer.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Tanja Fuchs, Chefredakteurin der Onkovision, dass sie uns diesen Artikel für die Veröffentlichung auf unserer Homepage zur Verfügung gestellt hat. Der Text ist erschienen in der Onkovision, Ausgabe 13.
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