Des einen Freud – angesichts ihrer vielfältigen Heilwirkung – des anderen Leid – aufgrund allergieauslösender Pollen. Auf jeden Fall aber wunderschön anzusehen: die Birke.
Lateinisch Betula Pendula, also Hängebirke, gehört dieser von April bis Mai blühende Baum zu den in Europa und Asien vorkommenden Birkengewächsen. Birken wachsen vereinzelt oder in Gruppen in Wäldern, an Ufern und Torfmooren. Im Norden Europas, in Dänemark, Finnland und Schweden findet man weite Birkenwälder!
Birkenwäldchen um Berlin
Auch im Berliner Umland gibt es einige Birkenwäldchen, die zwar nicht sehr groß, aber doch eindrucksvoll sind: Einer liegt nahe des Teufelssees in den Müggelbergen, ein anderer am Mauerweg in Pankow. Ein weiteres Birkenwäldchen findet man im Natur-Park Südgelände und am Mauerweg in Lichterfelde-Ost (etwa auf Höhe des Jenbacher Weges), an der Hochschule für Technik und Wirtschaft an der Spree und im Rudower Südpark. Ein winziges Birkenwäldchen wurde sogar auf Gemälden verewigt: Es steht im Garten von Max Liebermann in Wannsee.
Die Birke ist ein Baum, den auch nicht so bewanderte Pflanzenkenner schnell identifizieren können. Sicherlich hat jeder das Bild eines jungen Birkenbaumes vor sich: Ein Stamm mit schneeweißer Rinde und elastischen Zweigen, die meist hängen. Dazu gezähnte, fast dreieckige Blätter und im Frühling mit Kätzchen übersät – wobei die weiblichen grün sind und aufrecht stehen, die männlichen braun sind und herabhängen. Die Früchte sind sogenannte Flügelfrüchte.
Die Birke als Heilpflanze
Schon im alten China wurde die Birke als Heilpflanze eingesetzt, in Europa wurde sie im späten Mittel- alter aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bereits als „Nierenbaum“ bezeichnet. Hildegard von Bingen empfahl sie zur Anwendung bei Hauterkrankungen wie zum Beispiel Furunkeln und nannte sie „Glück“ – kein Wunder, denn der Baum strotzt von wertvollen Inhaltsstoffen. Naturwissenschaftlich findet man in der Birke Saponinglycoside, ätherische Öle, Harze, Bitterstoffe – und im Birkensaft: ganz viel Zucker, das sogenannte Xylit.
Als kleines Wunder kann man einen Prozess bezeichnen, der nicht sichtbar ist: Die Birke ist die einzige Pflanze, die schon in der Wurzel zwei Prozesse voneinander trennt, die normalerweise ineinanderfließen: den Eiweißbildungs-Prozess und den Salzaufnahme-Prozess! Die Kalisalze, die sich reichlich im Birkensaft finden, werden über die Rinde abgeschieden, während das „salzbefreite“ Eiweiß in die Blätter gelangt. Das Besondere daran ist, das der Prozess des Ausscheidens von Salzen dem der Niere und der Haut entspricht, während das Einbringen von Eiweißen und das Zurückhalten von mineralisierenden Prozessen in die Blätter, deren Elastizität unterstützt. Ganz so, wie wir sie auch für eine gesunde Haut benötigen.
Und so ist vielleicht nachvollziehbar, warum die Birke schon seit Jahrhunderten auch mit Entwässerungskuren und rheumatischen Erkrankungen und Gicht in Verbindung gebracht wird!
TIPP:
Viele gute Eigenschaften
Während der Birkenbaum ein weiches, beinah weißes Holz ausbildet, wird seine Borke im Laufe der Zeit durch die abgeschiedenen Mineralsalze dunkel, fast eisenhart und wasserundurchdringlich. Optimal zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen. Bekannt sind zum Beispiel die Brotdosen aus Birkenborke, die durch das enthaltene Betulin gleichzeitig eine keimhemmende Wirkung aufweisen.
Therapeutische Anwendungen
Betulin ist ein sogenanntes pentazyklisches Triterpen, das gegen Bakterien, Viren und Pilze wirkt, antientzündliche und wundheilungsfördernde Effekte hat sowie antitumoral und antiproliferativ (Gewebevermehrung hemmend) wirken kann.
In der Medizin werden mittlerweile wundheilungsfördernde Salben und Emulsionen auf der Basis von Betulin hergestellt, welches nur durch die Zugabe von pflanzlichen Ölen und Wasser eine stabile Formulierung ergibt – ohne die Zugabe von Emulgatoren oder Konservierungsmitteln. Man erhält somit ein allergiearmes Therapeutikum bei irritativen Schädigungen der Epidermis (Wundränder; Intertrigo (entzündete Hautfalten); entzündete oder nässende aktinische Keratosen).
Aus dem Holz wird von anthroposophischen Firmen in einem aufwändigen Prozess auch die sogenannte Birkenkohle gewonnen, die in einem Kombinationspräparat mit Kamille und Antimonit bei akuten Verdauungsstörungen wie Durchfällen, Blähungen und bei Darmkrämpfen als Kapseln eingesetzt wird, um den Organismus zu beruhigen und zu stärken.
Die Blätter wiederum bieten die Grundlage für wunderbare Frühlings-Saft-Kuren, die den Stoffwechsel anregen und „jugendliche Frische“ versprechen. Keine Angst: Durch das lange Kochen werden alle Pollen entfernt- und Birkenblätter reizen die Nieren nicht (im Gegensatz zu Wacholderbeeren, die früher für sogenannte Entwässerungskuren eingesetzt wurden.) Statt aber selbst Birkenblätter lange zu kochen, ist es ratsam, auf fertige Presssäfte aus Birkenblättern (zertifizierte Wildsammlung) zurückzugreifen.
Ölauszüge aus Birkenblättern werden ebenfalls in Körperpflegepräparaten zur Unterstützung gegen Cellulite und Muskelverspannungen erfolgreich eingesetzt. Und last not least: Birkenhaarwässer sollen das Haarwachstum unterstützen.
Wer nicht allergisch reagiert, „darf“ regelmäßig diesen Baum der Jugend umarmen – er vermittelt Beweglichkeit und Nachgiebigkeit und bringt Licht und Fröhlichkeit in die Seele! Vielleicht ist ja eines der oben genannten Birkenwäldchen einen Ausflug im Frühsommer wert.
Text von Michaela Medrow, Witzleben Apotheke Berlin. Erschienen in der ONKOVISION, Ausgabe 18. Das Magazin für Krebspatient:innen und Angehörige erscheint viermal im Jahr und bietet Betroffenen wertvolle Orientierungshilfe. Sie erhalten die jeweils neueste Ausgabe bei uns in der Apotheke. Wenn Sie lieber digital schmökern, finden Sie die aktuelle Ausgabe sowie ältere Exemplare in unserer ONKOVISION PDF-Sammlung.
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