Aktuelles & Blog

Die Pille Danach

Wissenswertes zum Notfallkontrazeptivum

Damit es zu einer Schwangerschaft kommen kann, muss ein Spermium die befruchtungsfähige Eizelle erreichen. Diese ist nach dem Eisprung circa einen Tag befruchtungsfähig. Da Spermien etwa fünf Tage befruchtungsfähig sind, kann also auch Geschlechtsverkehr, der mehrere Tage vor dem Eisprung stattfand, zu einer Schwangerschaft führen.

1961 brachte das Berliner Unternehmen Schering die erste Tablette zur hormonellen Verhütung auf den Markt, die sogenannte „Anti-Baby-Pille“. Die Kombinationspille aus Östrogenen und Gestagen hemmt die normale Ovulation und verhindert dadurch, dass sich ein Spermium einnisten kann und es zur Befruchtung der Eizelle kommt.

In den 1980er Jahren wurde bereits die erste Pille danach entwickelt, um auch nach erfolgtem ungeschütztem Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft durch Verschiebung des Eisprunges zu verhindern.

Die Pille danach ist keine Abtreibungspille!

Befruchtete Eizelle und Spermium können nicht mehr aufeinandertreffen. Dazu muss aber das sogenannte Notfallkontrazeptivum so schnell wie möglich eingenommen werden, denn der Eisprung ist nicht berechenbar und kann im Zyklus unterschiedlich auftreten. Da an den zwei Tagen vor dem Eisprung das Schwangerschaftsrisiko am höchsten ist, zählt jede Stunde! Hat der Eisprung bereits stattgefunden, kann die Pille danach nicht mehr wirken und es kann zu einer Schwangerschaft kommen. In diesem Fall ist der Gang in eine gynäkologische Praxis angeraten.

Die Notfallkontrazeptiva enthalten Wirkstoffe in bedeutend höherer Konzentration als die „normale Pille“.

2009 wurde eine „Notfall-Pille“ mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat auf den Markt gebracht, die bei Einnahme bis maximal 120 Stunden (5 Tage) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eine bis 84 prozentige Wirksamkeit hat, eine erwartete Schwangerschaft zu verhindern.

Die ab 2011 nachfolgenden, den Wirkstoff Levonorgestrel enthaltenen Pillen haben eine bis 55 prozentige Wirksamkeit und müssen ebenfalls so bald wie möglich – vorzugsweise innerhalb von 12 Stunden und nicht später als 72 Stunden (3 Tage) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr – angewendet werden.

Beide Präparate waren anfänglich ebenfalls nur nach ärztlicher Konsultation und entsprechender Verschreibung erhältlich.

Schnellere Hilfe

Beratung in der Apotheke zur Pille Danach

Im März 2015 erlosch die Verschreibungspflicht, die Präparate können seitdem rezeptfrei nach einer Beratung in der Apotheke gekauft werden. Hintergrund: Man erhoffte sich ohne die zusätzliche Vorstellung in einer frauenärztlichen Praxis bzw. die Problematik, am Wochenende eine entsprechende Institution aufsuchen zu müssen, weniger Schwangerschaftsabbrüche.

Um die Qualitätssicherung der Beratung sicherzustellen, hat die Bundesapothekerkammer im Zuge des Wegfallens der Verschreibungspflicht eine Checkliste für die Abgabe von oralen Notfallkontrazeptiva in der Apotheke herausgebracht.

Das pharmazeutische Personal kann sich daran orientieren, um im Gespräch abklären zu können, ob die Einnahme des Notfallkontrazeptivums überhaupt sinnvoll ist, ob Wechselwirkungen durch die Einnahme anderer Medikamente entstehen könnten – sowie um auf mögliche Nebenwirkungen hinzuweisen.

Wonach wird gefragt?

  • Dem Alter
  • Welche Verhütungsmethode angewendet wird
  • Dem Grund, warum das Medikament benötigt wird – beim „Vergessen der Pille“ auch der Name des Präparates (um die weitere Einnahme zu besprechen)
  • Dem (möglichst genauen) Zeitpunkt des ungeschützten Geschlechtsverkehrs
  • Fragen zur bisherigen Monatsblutung und wann die letzte Periode war
  • Fragen zu einer möglichen Schwangerschaft bzw. ob gestillt wird
  • Fragen zur Einnahme von Medikamenten innerhalb der letzten 4 Wochen
  • Ob eine chronische Erkrankung vorliegt

 
Die Abgabe der Pille danach erfolgt dann an die Frau persönlich.

Warum diese Fragen?

Zuerst muss klargestellt werden, ob es überhaupt zu einer Schwangerschaft gekommen sein kann.

Bei normalerweise regelmäßiger Pilleneinnahme und einem einmaligen Vergessen wird entschieden, wie die weitere Einnahme erfolgen soll. Üblicherweise wird die nächste Pille zum gewohnten Zeitpunkt gemeinsam mit der vergessenen Pille eingenommen. Bei der Pille danach mit dem Wirkstoff Levonorgestrel sollte die Pille bis zum Ende des Zyklus weiter genommen werden. Bei einer Kombination mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat sollte die Einnahme der Pille fünf Tage lang ausgesetzt werden. Hier berät Sie Ihre Apotheke sachkundig.

Für mindestens 14 Tage sollte auf jeden Fall ein Kondom benutzt werden, da für den Rest des Monats kein Verhütungsschutz mehr besteht.

Sollte es sich herausstellen, dass die Frau wahrscheinlich bereits schwanger ist, sollte vorab ein Schwangerschaftstest durchgeführt bzw. eine gynäkologische Praxis aufgesucht werden.

Da die Wirkstoffe der Pille danach in die Muttermilch übergehen können, müssen stillende Frauen kurzfristig mit dem Stillen aufhören – mit der Empfehlung, die Milch weiterhin abzupumpen, aber in dieser Zeit zu verwerfen, um die Milchproduktion der Milchdrüsen weiter anzuregen und nicht zu unterdrücken.

Hinweis: Bei Einnahme der Tablette mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat kann die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zur Bedienung von Maschinen eingeschränkt sein!

Fragen Sie in Ihrer Arztpraxis oder Apotheke nach

Nebenwirkungen bei Einnahme der Pille Danach

Mit jeder Einnahme eines Medikamentes sind Neben- und Wechselwirkungen möglich. Wechselwirkung bedeutet: Der Wirkstoff des eingenommenen Arzneimittels kann die Wirkung eines anderen Medikamentes herabsetzen oder intensivieren. Im Fall der Pille danach bedeutet dies, dass Menschen, die an Epilepsie leiden und entsprechende Medikamente einnehmen, einen schnelleren Wirkstoffabbau haben – ihr eigentliches Medikament also nicht wie gewohnt wirkt.

Das gilt auch für einige Antibiotika, für Präparate mit Johanniskraut und Arzneimittel zur Beruhigung sowie Medikamente zur Immunsuppression – also Mittel, die Menschen nach Organtransplantationen verordnet werden, damit das neue Organ nicht abgestoßen wird.

Nachvollziehbar, das hier gut abgefragt werden muss!

Da Arzneimittel in die normalen Stoffwechselabläufe eingreifen, können sie auch Nebenwirkungen hervorrufen. Bei der Pille danach kommt es hauptsächlich zu Übelkeit und Erbrechen. Problematik: Geschieht dies in den ersten drei Stunden nach der Einnahme, muss diese wiederholt und dafür noch einmal ein neues Präparat besorgt werden.

Es kann außerdem zu Gebärmutterschmerzen (Dysmenorrhoe), zum Ausbleiben der Regel (Amenorrhoe) sowie zu Müdigkeit und Stimmungsschwankungen kommen. Je nach Wirkstoff können als Nebenwirkung auch ein allgemeines Krankheitsgefühl, emotionale Störungen sowie eine Veränderung der Libido mit einhergehen.

Somit ist es verständlich, dass die Pille danach nur in Ausnahmefällen nach einem Aufklärungsgespräch und nicht als Ersatz für eine Verhütungsmethode eingesetzt werden sollte.

Klinische Studiendaten bei unter 16-Jährigen liegen nur limitiert vor – grundsätzlich erhalten die Pille danach Frauen ab 16 Jahren. Mädchen unter 14 Jahren benötigen die Einverständniserklärung der Eltern. In einem gemeinsamen vertraulichen Gespräch versuchen wir herauszufinden, ob ein Mädchen in der Lage ist, die mit der Selbstmedikation verbundenen Entscheidungen mit den jeweiligen Konsequenzen selbst zu treffen – und verweisen auf Grund des Nebenwirkungspotentials bevorzugt an eine gynäkologische Praxis.

Gut zu wissen

Sollte sich die Menstruation um mehr als fünf Tage verschieben, diese abnorme Blutungen mit sich bringen oder sich Symptome einer möglichen Schwangerschaft andeuten, sollte unbedingt ein Schwangerschaftstest gemacht werden und eine gynäkologische Praxis aufgesucht werden.

Ist auf Grund von Kontraindikation oder bereits stattgefundenem Eisprung die Einnahme der Pille danach nicht möglich, kann das sofortige Einsetzen einer Kupferspirale bzw. Kupferkette durch die Frauenärztin oder den Frauenarzt eine Empfehlung sein. Dies ist, abgesehen von der Notfallmaßnahme, vor allem dann sinnvoll, wenn die Frau auch weiterhin damit verhüten möchte.

Safer Sex

Und natürlich sollte immer das Verhütungsverhalten hinterfragt werden.

Zu den sichersten Verhütungsmaßnahmen zählen…

Weniger als 1 Schwangerschaft bei 100 Frauen pro Jahr:

  • Verhütungsstäbchen
  • Spirale
  • Vasektonomie (Durchtrennung der Samenstränge beim Mann)
  • Sterilisation (Durchtrennung der Eileiter bei der Frau)

 

6 – 12 Schwangerschaften bei 100 Frauen pro Jahr:

  • Drei-Monats-Spritze
  • Pille
  • Verhütungspflaster
  • Verhütungsring
  • Diaphragma

 

18 oder mehr Schwangerschaften bei 100 Frauen pro Jahr:

  • Kondom
  • Femidom
  • Verhüten durch Herausziehen
  • Verhütungsschwamm

 

Weniger effektiv sind:

  • Kalendermethode
  • Temperaturmethode
  • Spermizide

In eigener Sache

Die Pille danach schützt nicht vor Ansteckung durch sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie HIV, Hepatitis, Herpes, Chlamydien, Gonorrhoe usw. Diese können aber zu einer schwerwiegenden Beeinträchtigung der Gesundheit führen.

Verhütung mit Kondom oder Femidom

Eine HIV Infektion ist weiterhin nicht heilbar und muss ein Leben lang mit Medikamenten therapiert werden, ebenso eine chronifizierte Hepatitis. Infektionen durch Chlamydien können zu chronischen Unterbauchschmerzen und Unfruchtbarkeit führen. Bei Infektionen mit Gonokokken („Tripper“) stehen nur noch wenige wirksame Antibiotika zur Verfügung – mit der Befürchtung, dass diese Erkrankung zukünftig unbehandelbar wird. Humane Papillom Viren (HPV) können im schlimmsten Fall zu Gebärmutterhalskrebs oder anderen Karzinomen führen.

Vergessen Sie deshalb vor allem bei neuen Sexualpartner:innen das Kondom bzw. Femidom nicht!

Mehr zum Thema:

https://www.pille-danach.de

https://www.bzga.de/was-wir-tun/sexualaufklaerung-und-familienplanung