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Hautsache

Mehr als nur schön

Was macht unsere Haut so besonders? Sie ist Grenze zur Außenwelt, Ausscheidungsorgan und kann gleichzeitig Stoffe aufnehmen und Wasser speichern. Sie zeigt unsere einmalige Individualität und individuelle Ausprägung. Lach- und Sorgenfalten, Denkerstirn und eine senkrecht eingeprägte Linie zwischen den Augenbrauen: Vom Blinzeln, weil man lieber ohne Brille einen Teil seiner Jugend verbringen wollte.

Früher oder später kommt man halt nicht umhin, das volle Entfaltungspotential des Alters anzuerkennen. Aber außer altern kann die Haut natürlich mehr. Sie reguliert unsere Körpertemperatur wie auch die menschliche Fähigkeit, Wärme zu differenzieren. So, wie wir „Feuer und Flamme“ oder „cool“ sein können, erröten wir schamhaft oder begeistert oder sind bleich vor Scham oder Schreck oder Teilnahmslosigkeit.

Würde man die Fläche von einem Quadratzentimeter Haut untersuchen, fände man durchschnittlich 600.000 Zellen, 150.000 Pigmentzellen, 5.000 Sinneszellen, 100 Schweißdrüsen, 15 Talgdrüsen, 4 Meter Nervenbahnen, 5 Haare und 1 Meter Blutgefäße. Umso nachvollziehbarer ist es, dass Verletzungen der Haut so schmerzhaft sind. Wenn bereits auf so einer kleinen Fläche so viel passiert und wir ein Leben lang in ihr stecken – sollte man die Beziehung zu ihr nicht erst eingehen, wenn es juckt.

Verstehen, warum sie was tut

Unsere Haut mit ca. 1,8 Quadratmetern Fläche ist unser größtes Organ und mehr als eine bloße Hülle. Sie hält uns nicht nur zusammen, sondern ist ein eigener Organismus, der tief mit unserem Stoffwechselgeschehen verbunden ist!

Goethe formulierte passend: „Willst Du dich am Ganzen erquicken, so musst Du das Ganze im Kleinen erblicken“. Um unsere Haut von der Tiefe her kennenzulernen, starten wir in dieser Ausgabe mit dem Aufbau der Haut, aus der klassisch schulmedizinischen Sicht, sowie mit einem anthroposophischen Blickpunkt. Im nächsten Check werden dann Inhaltsstoffe der Kosmetik erklärt und warum es wichtig ist zu wissen, was man sich da täglich „auf die Haut schmiert“.

Der anatomische Aufbau der Haut

Oberhaut

Hier werden in der untersten Schicht die Hornzellen gebildet. Innerhalb von ca. 28 Tagen wandert eine neu gebildete Zelle nach oben, verliert dabei an Vitalität und wird als totes Hornschüppchen abgestoßen. In der Hornschicht befindet sich zwischen den Zellen auch Wasser, das durch Harnstoff gebunden wird. Ist zu wenig Harnstoff vorhanden, geht Wasser verloren und die Haut trocknet leichter aus. Zudem findet hier der Aufbau von pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) statt. Das von ihnen gebildete Melanin schützt und absorbiert das Erbgut von ca. 30 Hornzellen vor dem UV-Licht wie ein Sonnenschirm vor Entartung und „betankt“ sie mit dem bräunenden Farbstoff.

In der Oberhaut sitzen auch die Abwehrzellen, die von außen eindringende Fremdstoffe wahrnehmen und diese an das Immunsystem melden. 150 freie Nervenendungen pro Quadratzentimeter Haut verlaufen hier und sind für die Reizweiterleitung verantwortlich, z. B. wenn eine Feder die Haut streift.

Oberhaut – die oberste Hautschicht

Lederhaut

Der Name kommt von der Tierhaut, die durch Gerben nach Entfernen von Oberhaut und Unterhaut und den Haaren übrig bleibt. Sie ist dehnbar und hält mechanischen Belastungen stand. Sie bildet die mittlere Schicht der Haut und besteht wiederum aus der Papillarschicht und der Retikularschicht. Ihre Blutgefäße transportieren Blut bis an die Oberhaut. Somit scheint unsere Haut bei guter Durchblutung entsprechend rosig. Sie ist ausgefüllt von einem Fasergeflecht mit unterschiedlicher Dehnbarkeit und Festigkeit (sogenannter Tonus/ Spannungszustand/elastische Fasern) und einer aus Eiweißen, Zucker und Salzen bestehenden schleimigen Grundsubstanz (Turgor/ Wasserbindevermögen/ kollagene Fasern). In der untersten Schicht der Lederhaut befinden sich die Schweißdrüsen für die Kälteregulierung und die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten. Zudem die Talgdrüsen zum Schutz der Haut sowie die Duftdrüsen als auch die Haarzwiebeln und die Finger- bzw. Fußnägel als sogenannte Hautanhangsgebilde. Alle Öffnungen der Ausführungsgänge zusammen bilden die Poren, durch die Stoffe auch aufgenommen werden können.

Übrigens: In den Händen befinden sich ca. 400 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter und 750 in den Ellenbeugen.

Lederhaut – die zweite Hautschicht

Unterhaut

Hier wird das Fett gespeichert, das als Wärmespeicher und Ausgestaltung der Körperform dient und Knochen und Organe u. a. vor den Folgen von Stürzen und Stößen schützt. Fett, das eigentlich Energiereserve sein soll, schafft bei Übergewicht ab bereits 4 Kilo mehr Raum, um Wärme zu erzeugen, die auch zu Entzündungen führen kann.

Unterhaut – die unterste Hautschicht

Der ganze Mensch in der Haut

In der anthroposophischen Medizin spricht man von der Drei-Gliederung des Menschen, so auch der Haut. Im Kopf überwiegen Ruhe und Klarheit (einen kühlen Kopf bewahren). Ein Zuviel an Aktivität – auch beim Denken – kann zu Kopfschmerzen führen. Der Stoffwechselprozess hingegen ist verbunden mit Aktivität, Wärme, Bewegung und findet u. a. im Verdauungsbereich oder bei der Fortpflanzung statt. Ausgleichend über beide Systeme herrscht das rhythmische System: unser Herzschlag und die Atmung. Es reguliert, wenn wir aus dem Rhythmus kommen oder es ein zu viel oder zu wenig in den anderen Bereichen gibt. Denken wir an einen spontanen Sprint, weil der Bus kam, den wir unbedingt erreichen mussten: Puterrot und mit Stoßatmung lassen wir uns in den Sitz fallen und versuchen durch langsames, gleichmäßiges Atmen wieder „runterzukommen“. Eine besondere Fähigkeit des Menschen ist es, sich willkürlich abkühlen bzw. aufheizen zu können. Leicht lernbare Techniken dazu bieten Yoga, autogenes Training und Meditation an.

Im Nerven-Sinnes-System findet die Wahrnehmung statt: Tastsinn, Schmerzempfinden, Wärme, Kälte und Druck. Wir sprechen von der dünnen Haut, wenn die Nerven blank liegen und jemand überreizt ist – oder dem dicken Fell, wenn jemandem alles egal scheint. Nebenbei: Raucher haben meist eine fettigere Haut aufgrund einer veränderten Talgzusammensetzung! Im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System findet der Aufbau der Sekrete in den Drüsen statt, ebenso die Produktion und Speicherung von Fett und das Wachstum von Haut, Haaren und Nägeln. Das rhythmische System zeigt sich im Substanzstrom, der die gesamte Haut von innen nach außen durchdringt mit dem pulsierenden Blut und im 28-Tage-Zyklus.

Eine für mich faszinierende Beobachtung ist, dass die Hornzellen in den mittleren Schichten von oben gesehen sechseckige (hexagonale) Umrisse haben – wie beim Bergkristall und den Bienenwaben! Der anthroposophisch weitergebildete Arzt schaut bei Hautkrankheiten nicht nur auf das betroffene Areal, sondern fragt zusätzlich auch nach Befindlichkeiten, Gewohnheiten, Verdauung und Ernährung.

Hautausschlag

Ein Hautausschlag kann akut oder schubweise auftreten.

Das Wort zeigt schon auf: Hier kommt etwas heraus. Die Haut versucht etwas auszuscheiden, was die Verdauung über den normalen Weg nicht schafft. Allergische Reaktionen auf Lebensmittel mit Folgen wie Übelkeit, Durchfall oder Ausschlag. Etwas, das aus der Haut herauskommt, muss innerlich behandelt werden, wie durch Anregung der Verdauungsorgane oder Beruhigung durch Weglassen. Ein Tagebuch zu führen, kann dabei helfen.

Milch-/Eiweiß

Oft sind Milchprodukte aus tierischem Eiweiß zu viel für den Organismus – hier gab es bereits 2018 eine spannende Studie mit 72.000 Teilnehmern: Im Vergleich zu Personen, die keine Milch konsumierten, gaben Milchtrinker häufiger an, an Akne erkrankt zu sein. Vermutet wird der Auslöser im Milcheiweiß: „Weil magere Milch weniger sättigt, so die Hypothese, wird sie in größeren Mengen getrunken als Vollmilch. Und das wiederum erhöht die Aufnahme von Milcheiweiß. Dieses soll beispielsweise über den Transfer von Aminosäuren die Produktion von Insulin-like Growth Factor (IGF)-1 antreiben. Außerdem enthält Milch Androgene und weitere nichtsteroidale Wachstumsfaktoren. All diese Substanzen können die Fettsynthese im Talg fördern.“ (Quelle: Ärztezeitung)

Alle unter Hautproblemen Leidende sollten wissen, dass Milchprodukte die Haut schwer schädigen können.

Protein Drinks und High-Protein-Lebensmittel enthalten oft Milcheiweiß. Gerne bereiten auch Sportler oder Menschen, die Gewicht verlieren wollen, ihr Eiweißpulver mit (Kuh)Milch auf – fettarm, wegen der Kalorien. Zu wissen ist noch, dass bei der Eiweißverdauung Ammoniak entsteht, der in der Leber zu Harnstoff umgebaut wird. Von den Nieren wieder aus dem Blut gefiltert, wird er dann mit dem Urin ausgeschieden. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist also auch hier angebracht.

Die Deutsche Ernährungsgesellschaft (DEG) schreibt dazu: „Auch wenn es noch keine konkreten Studien zu Nierenproblemen durch erhöhte Eiweißaufnahme gibt: Bei einer vollwertigen Ernährung mit ausreichender Eiweißzufuhr sind extra angereicherte Lebensmittel – auch bei Sportler*innen – nicht unbedingt notwendig.“

B-Vitamine

B1, B6, B9 (Folat) und B12 sind die B-Vitamine, die wir für den Stoffwechsel, die Blutbildung sowie für die Funktion der Nerven und des Immunsystems dringend benötigen. Vom Körper werden sie aber nicht selbst hergestellt und müssen daher über die Nahrung aufgenommen werden. Eine Überdosierung zeigt sich womöglich durch gerötete Haut, Juckreiz oder Ekzeme. Eine neue Theorie hier ist, dass eine Überdosierung mit Vitamin B12 die Genaktivität der Bakterien der Haut verändert und dadurch ein Molekül entsteht, das Entzündungen fördert. Wie viele synthetisch zugesetzte Vitamine man durch den Verzehr verschiedener Fertig-Nahrungsmittel zu sich nimmt, ist oft nicht mehr nachzuvollziehen. Allein eine Portion eines herkömmlichen Milchmix-Naschproduktes „deckt“ den kompletten Tagesbedarf an B-Vitaminen. Mittlerweile gibt es sogar Zahncremes mit zugesetztem Vitamin B12. Über empfohlene Höchstmengen informiert auch das Bundesinstitut für Risikobewertung.

Vegetarische / vegane Ernährung und Vitamin B12

Durch eine vegetarische oder vegane Ernährung kann wiederum ein erhöhter Bedarf an speziellen Vitaminen (B12), Eisen und Omega-3-Fettsäuren bestehen. Lutschtabletten oder Kapseln können auch Milchzucker oder Gelatine enthalten. Lassen Sie sich hierzu gezielt und professionell in den Apotheken beraten.

Text von Michaela Medrow, Witzleben Apotheke Berlin. Erschienen im Checkmagazin, Ausgabe 14 (2023/03). Das Gesundheitsmagazin für Männer Angehörige erscheint viermal im Jahr in Berlin und richtet sich an Männer jeden Alters, jeder Herkunft, geschlechtlicher und sexueller Identität oder Weltanschauung. Sie erhalten die jeweils neueste Ausgabe bei uns in der Apotheke. Wenn Sie lieber digital schmökern, finden Sie die aktuelle Ausgabe sowie ältere Exemplare in unserer Checkmagazin PDF-Sammlung.

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