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Hörverlust und Hörschwäche: Anzeichen rechtzeitig erkennen!

„Was hast du gesagt?“„Wie bitte?“„Hä?“ Wenn Sie diese Sätze öfters von einem Menschen aus Ihrem nahen Umfeld hören, sollten Sie im wahrsten Sinne des Wortes „hellhörig“ werden. Schwerhörigkeit kann altersbedingt die Folge einer Erkrankung oder auch erblich bedingt sein. Durch übermäßige Lärmbelastung am Arbeitsplatz zählt sie mittlerweile auch zu den häufigsten Berufskrankheiten. Ebenfalls erschreckend ist die steigende Zahl der dauerhaft schwerhörigen Jugendlichen: Das laute Musikhören über Kopfhörer, auf Live-Events oder in Diskotheken erreicht oft die Dezibel-Leistung eines Presslufthammers von über 100 dB aus geringer Entfernung.

 

Insgesamt sind etwa 450 Millionen Menschen weltweit von Schwerhörigkeit (Hypakusis) betroffen – beginnend mit leichten Beeinträchtigungen bis hin zum totalen Hörverlust. Wie erkennt man Symptome und was kann man tun, wenn sie auftauchen?

Hörverlust und Hörschwäche - Ihre Witzleben Apotheke Berlin

Hören Sie doch mal in sich hinein

Müssen Sie öfter bei Gesprächen nachfragen, weil Sie etwas nicht verstanden haben? Hören Sie das Brummen des Kühlschranks, das Blätterrauschen und Vogelzwitschern? Hat der Nachbar schon mal an die Wand geklopft, weil Sie die Lautstärke des Radios oder Fernsehers so hoch regeln? Spätestens, wenn Sie jetzt innerlich nicken, sollten Sie unbedingt Ihr Gehör von einem HNO-Arzt überprüfen lassen. Und verschieben Sie es nicht zu lange: Denn sind es anfänglich nur bestimmte Frequenzen, die man in geringer Lautstärke nicht mehr wahrnimmt, oder Geräusche, die sich schwer unterscheiden lassen – unser Gehör kann verlernen zu hören!

Und ist die Ursache der Schwerhörigkeit eine krankhafte Veränderung im Innenohr, kann sie zusätzlich zu Tinnitus oder auch Gleichgewichtsstörungen mit Schwindelanfällen führen. Durch ein frühzeitiges Erkennen und Handeln kann das Hörvermögen jedoch erhalten bleiben.

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Check-Up

Hals-Nasen-Ohren-Ärzt:innen werden Sie beim Termin nach möglichen Auslösern wie etwa eine familiäre Vorbelastung, Beruf und Hobbies befragen, Ihren Gleichgewichtssinn überprüfen und das Trommelfell untersuchen. Anschließend wird ein Hörtest zur Überprüfung der Hörfähigkeit gemacht und Messungen zur Funktionsfähigkeit der Gehörknöchelchen vorgenommen. Zusätzlich könnte man durch labormedizinische Blut-Untersuchungen auch Stoffwechselerkrankungen als Ursachen erkennen oder durch ein MRT einen Tumor am Hörnerv ausschließen.

Früherkennung

Da die Sprache und die allgemeine geistige Entwicklung des Menschen auch mit dem gesunden Hören einhergeht, ist Früherkennung durch (computertechnische) Höruntersuchungen bereits bei Neugeborenen ein wichtiges Thema, die jetzt von den Krankenkassen bezahlt wird. Schwerhörigkeit bis hin zu Gehörlosigkeit kann sich auch während der Schwangerschaft oder um den Geburtsvorgang herum entwickeln. Auslöser können Virusinfektionen oder Stoffwechselerkrankungen der Mutter sein, ebenso wie Alkohol- oder Drogenmissbrauch während der Schwangerschaft. Eltern sollten auch selbst ihr Baby beobachten: Wenn es ab der vierten bis sechsten Lebenswoche auf ein plötzliches Geräusch nicht reagiert oder ab dem sechsten Monat nicht mit den Augen in Richtung einer Hörquelle schaut, sollte es schnellstmöglich auf eventuelle Hörprobleme untersucht werden.

Bin ich schwerhörig?

Zur Beurteilung der Hörfähigkeit werden zwei Einheiten als Hörschwelle bestimmt: Die Tonhöhe (Frequenz), die in Hertz (Hz) gemessen wird und die Lautstärke, die in Dezibel (dB) angegeben wird. Das Ausmaß einer Schwerhörigkeit wird in fünf Stadien eingeteilt, wobei das erste Stadium noch als Normalhörigkeit bezeichnet wird und ein Abweichen bis 20 dB von der definierten Hörschwelle beträgt.

Von geringgradiger Schwerhörigkeit spricht man, wenn etwa das Ticken einer Armbanduhr nicht mehr zu hören ist. Bei einer mittelgradigen Schwerhörigkeit können Töne von 40 dB nicht mehr wahrgenommen werden, wie etwa die Grundgeräusche in Wohngebieten. Sobald Gesprächspartner bei normaler Gesprächslautstärke nicht mehr gehört werden können, bezeichnet man dies als hochgradige Schwerhörigkeit.

Bist du taub, oder was?

Während man früher noch von Taubheit sprach, wenn Personen gar nichts mehr hören konnten, bezeichnet man dies heute als Gehörlosigkeit – diese beginnt mit einem Hörverlust von mehr als 80 dB. Die Ursachen einer Schwerhörigkeit, die entsteht, wenn auf dem Weg zwischen Gehörgang und Gehirn eine Störung oder Erkrankung vorliegt, werden in verschiedene Kategorien eingeteilt und können sowohl in einer akuten als auch in einer chronischen Form auftreten.

Aufbau des Ohres - Ihre Witzleben Apotheke Berlin

Die Schallleitungs- oder Schallübertragungsschwerhörigkeit

Hier wird alles leiser bzw. schlechter gehört, aber die Qualität, wie etwa die Verständlichkeit der Worte, bleibt erhalten. Bei der akuten Variante sind oft mechanische Ursachen der Grund dafür, wie Ohrenschmalz und Fremdkörper im Ohr. Es kann aber auch durch eine Erkältung (verstopfte Nase), Luftdruckveränderung beim Fliegen oder Tauchen, eine akute Mittelohrentzündung, einen Schlag auf das Ohr oder eine entzündungsbedingte Schwellung der Haut (Furunkel) hervorgerufen werden. Chronisch bedingt gehören hierzu unter anderem die chronische Mittelohrentzündung, angeborene Fehlbildungen, Tumore oder übermäßiges Knochenwachstum im Gehörgang.

Bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit hingegen liegt eine Schädigung oder Funktionsschwäche meist in Teilen des Innenohrs vor, die zur sogenannten Fehlhörigkeit führt. Sie kann durch einen Hörsturz, einen Explosionslärm (durch die enorme Schallwelle sterben die Haarzellen ab), Multiple Sklerose, aber auch durch Infektionskrankheiten wie etwa Mumps, Masern, Scharlach, Borreliose und AIDS ausgelöst werden. Ebenso in seltenen Fällen als Nebenwirkung von Medikamenten wie Zytostatika, einigen Antibiotika, aber auch harntreibenden Arzneimitteln (Diuretika) sowie Aspirin. Quecksilber, Blei oder Kohlenmonoxid-Vergiftungen schädigen ebenfalls das Hörvermögen.

Schwerhörigkeit kann auch psychisch bedingt sein, eventuell weil der Mensch in extremen Stress-Situationen unbewusst Dinge einfach nicht hören will oder kann. Chronisch wird die Schallempfindungsschwerhörigkeit oft altersbegleitend und in Folge von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Mellitus, Nieren- bzw. Schilddrüsenfunktionsstörungen. Aber auch hier können ständiger Lärm über 80 dB, etwa durch Baustellen oder Diskotheken, sowie angeborene Fehlbildungen des Innenohrs zu diesem Stadium führen.

Wie kann man Hörverlust vorbeugen?

Das Beste, was Sie zum Schutz für Ihr Gehör tun können, ist ständigen Lärm zu vermeiden. Drehen Sie den Regler Ihrer Kopfhörer nie laut auf und lassen Sie den Fernseher auch einfach mal ausgeschaltet. Zudem gibt es unterschiedlichste Arten von Ohrstöpseln für privaten und beruflichen Bedarf, wenn man den Lärm nicht abstellen kann.

Grundsätzlich gilt: Eine ausgewogene gesunde Ernährung sowie der Verzicht auf Nikotin wirken sich positiv auf den gesamten Körper und somit auch auf unser Gehör aus. Zu den Vitamin- und Mineralstoffpräparaten, die nachweislich die Wahrscheinlichkeit eines Hörverlusts verringern können, zählen unter anderem Folsäure und Omega-3-Fettsäuren, die B-Vitamine sowie Magnesium und Vitamin E. Sprechen Sie Ihr:e Arzt/Ärzt:in oder Apotheker:in an und lassen Sie sich beraten.

Das Alter fordert seinen Tribut

Mit dem Begriff Presbyakusis wird die Altersschwerhörigkeit bezeichnet, die ungefähr mit dem fünfzigsten Lebensjahr einsetzen und durch Verschleißerscheinungen an den Haarzellen des Innenohrs sowie alterungsbedingten Beeinträchtigungen des Hörnervs und des Hörzentrum bedingt sein kann. Raucher:innen sowie chronisch Kranke und Menschen in einem sehr lauten beruflichen Umfeld sind stärker davon betroffen und oft geht mit der Altersschwerhörigkeit ein „Dauerohrgeräusch“ (Tinnitus) einher.

Wird hier nicht rechtzeitig die eigentliche Ursache erforscht und etwaige Erkrankungen behandelt, Fremdkörper entfernt oder Hörhilfen angepasst, kann dies zu vorzeitigem geistigem Abbau führen sowie nachteilige Folgen für soziale Kontakte haben. Nicht zu unterschätzen sind auch die Gefahren bei Alltagssituationen oder im Straßenverkehr.

Hörgeräte - Witzleben Apotheke Berlin

Hörgeräte und Lippenlesen

Die Versorgung mit einem Hörgerät sollte möglichst frühzeitig stattfinden. Die Auswahl an kleinen unauffälligen Modellen mit starker Leistung ist mittlerweile sehr groß und die Möglichkeit, über die Hörgeräte auch entspannt fernzusehen oder zu telefonieren, Musik, Podcasts oder Vorträge zu hören, erscheint wie ein kleines Wunder für die Betroffenen. Sollte keine Innenohrfunktion, aber zumindest noch ein intakter Hörnerv vorhanden sein, kann man sich für eine Hörprothese, ein sogenanntes Cochlea-Implantat, entscheiden. Unabhängig von technischen Möglichkeiten sind unter anderem das Erlernen der Gebärdensprache und des Lippenablesens, logopädische Betreuung sowie Hör-Training sinnvoll.

Ist ein Familienmitglied hörgeschädigt, können Sie es unterstützen, indem Sie kurze Sätze deutlich in dessen Richtung sprechen und diese zusätzlich durch Gesten und Mimik unterstützen. Fernseher und Radio sollten parallel in den „Mute Modus“ oder entsprechend leise geschaltet werden. Achten Sie mit darauf, dass Hörgeschädigte in Gespräche eingebunden werden und beobachten Sie anhand ihrer Mimik und Kopfhaltung, ob das Gesagte verstanden wurde, und fassen Sie es dann nochmal kurz zusammen.

Selbsterfahrung

Meine Oma war schwerhörig und Papa hatte bereits mit 38 ein Hörgerät – vor 45 Jahren noch ein recht auffälliges Teil, das fiepte, sobald man sich umarmte. Da wir alle auch noch Brille tragen, verdrängte ich meine Schwerhörigkeit: Ich wollte wirklich nicht mit noch einem Hilfsmittel durch die Gegend laufen! Zwar sprach mich eine HNO-Ärztin vor etwa vier Jahren schon darauf an, dass ich bald etwas tun sollte, der ausschlaggebende Moment kam dann aber während eines Spaziergangs im Wald! Meine Begleitung erwähnte das Zwitschern verschiedener Vogelarten, ich konnte sie aber gar nicht hören. Schnell machte ich einen Arzttermin: Ein Hörtest bestätigte die Schwerhörigkeit, eine Hörhilfe wurde verschrieben und in einem Prozess über mehrere Wochen das optimale Hörgerät gefunden. Ich bin glücklich, endlich wieder „mittenmang“ zu sein, nerve meine Umgebung nicht mehr mit ständigem Nachfragen, bin abends weniger erschöpft vom konzentrierten Hören und nehme beim Spazierengehen gerne mal kurz die beiden Teile aus den Ohren für den „mit-und-ohne-Gezwitscher-Effekt“. Einfach faszinierend! Und wenn ich bei einem Spielfilm nun doch mal in die Runde fragen muss, was grade gesagt wurde, antwortet man mir: Der hat genuschelt, den hab ich auch nicht verstanden.

 
 
Michaela Medrow - Ihre Witzleben Apotheke Berlin

Text von Michaela Medrow, Witzleben Apotheke Berlin. Erschienen im CHECK Magazin, Ausgabe 6 (PDF-Datei, 9 kb), dem Gesundheitsmagazin für Männer und interessierte Menschen

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