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Kleine Knubbel-Kunde

Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift Baby & Familie.
Autorin: Andrea Schmidt-Forth

Vor allem Kinder haben häufig Warzen. Sie sehen nicht nur unschön aus, sie können auch schmerzhaft sein. Was Eltern dagegen tun können, welche Warzentypen es gibt und wann die Wucherungen entfernt werden sollten.

Wäre die Welt ein Märchen, dann hätte nur die böse Hexe Warzen. In der Wirklichkeit erobern die kleinen Knubbel aber besonders leicht die Hände und Füße von Kindern. Schätzungsweise fünf bis zehn Prozent aller Vier- bis Sechsjährigen haben Warzen. Bei Schulkindern sind es noch mehr. Aber warum trifft es gerade Kinder so häufig? „Weil sie viel Hautkontakt untereinander haben und so das Virus, das Warzen verursacht, häufig weitergeben“, erklärt die Berliner Hautärztin Prof. Dr. Natalie Garcia Bartels. Die Viren nutzen kleine Risse oder Verletzungen als Eintrittspforte – etwa beim Barfußlaufen oder wenn die Haut beim Plantschen im Wasser aufweicht. Besonders leichtes Spiel haben die Keime bei Kindern mit Neurodermitis, einer Neigung zu sehr trockener Haut, oder wenn die körpereigene Immunabwehr nicht so fit ist. An sich seien Warzen nichts Schlimmes, sondern nur gutartige Wucherungen der Haut, erklärt die Kinderdermatologin. „Oft genügt es einfach abzuwarten, bis das Immunsystem innerhalb von ein paar Monaten allein mit ihnen fertig wird“, sagt sie. Bereitet eine Warze aber Beschwerden oder vermehrt sie sich, sollten Eltern etwas dagegen unternehmen. Gleiches
gilt, wenn Kinder an den Knubbeln herumkauen. Die Warze bitte nicht ausdrücken, denn die Flüssigkeit ist stark virenhaltig und damit sehr ansteckend.

Vulgäre Warzen (Verrucae vulgares)

machen 70 Prozent aller Warzen bei Kindern aus. Als Ursache kommen etwa 80 verschiedene Humane Papillomaviren infrage. Die rauen schuppenden Stellen bilden sich an Fingern, Händen, Fußsohlen oder im Gesicht. Im Lauf der Zeit verhornen sie. Vulgäre Warzen gibt es in verschiedenen Formen: flach, kugelig wie eine Erbse, mit Stiel, manche breiten sich auch beetartig auf der Haut aus.

Dornwarzen

gehören zu den vulgären Warzen. Sie nisten sich in Hornhautschwielen an der Unterseite von Zehen oder der Fußsohle ein und sind eher flach bis leicht erhaben. An ihrer Oberfläche finden sich dunkle Pünktchen, ein Hinweis auf kleine Einblutungen. Das Körpergewicht drückt die Warzen immer wieder in die Haut. Sie wachsen in die Tiefe und sind bei jedem Schritt unangenehm zu spüren – wie ein Dorn.

Dellwarzen (Mollusca contagiosa)

sehen wie stecknadelgroße, hautfarbene bis hellrote Perlen aus. Sie können nahezu überall auf der Haut auftreten, vorwiegend aber an Gesicht, Hals, Armen oder Beinen. Oft treten mehrere zusammen auf. Sie haben einen weichen Kern, das Innere ist sehr ansteckend. Verursacher ist ein harmloser Pockenvirus.

Manchmal braucht es ärztlichen Rat

„Kinder haben meistens so genannte vulgäre Warzen“, sagt Garcia Bartels. Eltern können sich über die Behandlung erst einmal in einer Apotheke beraten lassen und müssen nicht unbedingt gleich in die Kinder- oder Hautarztpraxis gehen. Anders sieht es aus, wenn das Kind sehr viele Warzen hat oder der Verdacht auf Dellwarzen besteht (siehe Kasten). „Diese Wucherungen brauchen eine spezielle Therapie und gehören in ärztliche Behandlung“, erklärt Garcia Bartels. In seltenen Fällen kann eine chirurgische Entfernung, etwa mit einem scharfen Löffel, nötig sein. Laserbehandlungen kommen bei kleinen Kindern weniger infrage, weil sie bei der Therapie stillhalten müssen.

Warzen selbst behandeln

In der Apotheke gibt es Tinkturen, Speziallacke, Spezialpflaster oder Vereisungssprays, die bei Warzen helfen können. Welches Mittel sich eignet, hängt von der Art der Warze und vom Alter des Kindes ab.

„Schmerzfrei und schon für ganz Kleine geeignet ist eine Schälkur mit Salicylsäure, eventuell mit Milchsäure kombiniert“, erklärt Apothekerin Patricia Christl aus Berlin. Das Mittel wird regelmäßig auf die Warze aufgetragen und weicht ihre Oberfläche auf. Irgendwann lässt sich die Hornhaut nach einem lauwarmen Seifenbad durch leichtes
Reiben mit einem Bimsstein oder einem Rosenholzstäbchen entfernen. Nach den Behandlungen immer gut Hände waschen und alle Hilfsmittel desinfizieren. Die Schälkur sei schonend, erfordere aber viel Geduld, sagt die Apothekerin: „Manchmal dauert es mehrere Wochen oder gar Monate, bis die Warze kompett abfällt.“

Wichtig zu wissen

Die Lösung sollte nicht auf die gesunde Haut rund um die Warze gelangen. Eltern können die umgebende Haut am besten mit Vaseline oder Zinkpaste eincremen, um sie zu schützen. Wird ein Anti-Warzen- Pflaster mit Salicylsäure verwendet, darf es nur die Warze bedecken. „Wenn es nicht passt, schneidet man es am besten zurecht“, rät Christl. Die Haut drumherum wird mit einem normalen Pflaster abgeklebt. „Manchmal ist es sinnvoll, beide Pflaster noch einmal mit einem Heftpflaster zu fixieren“, sagt Patricia Christl. Präparate mit Ameisensäure oder Monochloressigsäure eignen sich erst für etwas ältere Kinder. Auch diese Mittel müssen über Wochen regelmäßig und punktgenau angewandt werden.


Die Warze vereisen

Eine Alternative zu Tinkturen sind Vereisungssprays. Sie sind meist erst für Kinder ab vier Jahren zugelassen. Je nach Inhaltsstoffen zeigen die Sprays eine unterschiedliche Wirksamkeit. Daher: Unbedingt in der Apotheke beraten lassen. Mit den Sprays wird die Warze 20 bis 40 Sekunden lang über einen stiftförmigen Aufsatz mit Flüssiggas auf etwa minus 50 Grad und weniger vereist. „Das kann ein stechendes Gefühl hervorrufen. Das Kind muss während der Behandlung ganz ruhig bleiben“, sagt Christl. Anschließend wird die Warze mit einem Pflaster abgedeckt. Meist fällt sie binnen zwei Wochen ab. Manchmal ist eine wiederholte Anwendung nötig.

Bei Dellwarzen verschreibt der Arzt oder die Ärztin eine laugenhaltige, ätzende Lösung. Sie muss zweimal täglich aufgetragen werden, bis sich die Warzen röten. „Nach zwei
bis vier Wochen fallen die Warzen dann ab“, so Christl.