Cool in den Urlaub! Reisen mit kühlpflichtigen Medikamenten

Mit temperaturempfindlichen Arzneimitteln sicher verreisen

Als Patient:in zu verreisen bedarf immer einer guten Vorbereitung. Zur besonderen Herausforderung kann der Urlaub werden, wenn man auf Medikamente angewiesen ist, die gekühlt werden müssen. Der sorgsame Umgang mit temperaturempfindlichen Medikamenten ist sehr wichtig, da bei unsachgemäßer Lagerung Nebenwirkungen oder ein Wirksamkeitsverlust drohen. Doch keine Sorge! Wenn Sie ein paar Dinge beachten, steht Ihren Urlaubsplänen auch mit kühlpflichtigen Arzneimitteln nichts mehr im Wege!

Kühlware ist nicht gleich Kühlware

Die meisten Arzneimittel können bei Raumtemperatur transportiert und gelagert werden. Doch es gibt auch Medikamente wie beispielsweise Insulin, manche Faktorpräparate, Aerosolsprays gegen Asthma, Augentropfen gegen Glaukom oder Biologika, die sehr temperaturempfindlich sind und die deshalb auf Reisen besonderer Umsicht bedürfen.

Kühlpflichtige Medikamente können zwar bei Raumtemperatur transportiert werden, müssen aber im Kühlschrank gelagert werden, da sie sich nur kurzfristig über 8 Grad Celsius erwärmen dürfen. Bei kühlkettenpflichtigen Medikamenten hingegen muss die Kühlkette, also der vorgeschriebenen Temperaturbereich von 2 bis 8 Grad Celsius, ohne Unterbrechung eingehalten werden. Andernfalls ist eine Wirksamkeit nicht mehr gewährleistet.

Beide Arzneimittelgruppen reagieren nicht nur empfindlich auf hohe Temperaturen. Sie dürfen auch auf keinen Fall eingefroren werden oder in direkten Kontakt mit Eis kommen. Denn durch das Einfrieren können die enthaltenen Substanzen ihre Struktur verändern, was zu einem Verlust der Wirksamkeit oder zu Nebenwirkungen führen kann.

Bitte beachten Sie: Egal, ob temperaturempfindlich oder nicht – Arzneimittel sollten grundsätzlich kühl und trocken gelagert werden und keiner großen Hitze oder direkter Sonneneinstrahlung (wie z. B. im Auto) ausgesetzt werden!

Lagerung von kühl(ketten)pflichtigen Arzneimitteln

Kühlpflichtige und kühlkettenpflichtige Arzneimittel sind grundsätzlich im Kühlschrank bei einer konstanten Temperatur von 2 bis 8 Grad Celsius aufzubewahren. Dies gilt für zuhause genauso wie für Ihr Urlaubsdomizil! Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Sie dabei folgende Tipps befolgen:

• Belassen Sie Ihre Medikamente am besten in der Originalverpackung mit Beipackzettel. So können Sie jederzeit die Herstellerangaben prüfen. Die Verpackung schützt den Wirkstoff außerdem vor UV-Licht.
• Notieren Sie nach Anbruch das Öffnungsdatum gut sichtbar und wasserfest auf der Verpackung.
• Lagern Sie Ihre Medikamente nicht in der Kühlschranktür, da die Temperatur dort durch das Öffnen zu sehr schwankt. Optimal ist das unterste Fach des Kühlschranks bzw. das Gemüsefach. Achten Sie darauf, dass die Medikamentenpackung nicht die Rückwand des Kühlschranks berührt, da sie dort anfrieren könnte.
• Setzen Sie die temperaturempfindlichen Arzneimittel keinem direkten Sonnenlicht aus, da UV-Strahlen einen destabilisierenden Einfluss haben
• Legen Sie das kühl(ketten)pflichtige Medikament nach der Anwendung rasch wieder zurück in den Kühlschrank.

Mit gekühlten Medikamenten in den Urlaub

Um die Kühlung durch den Transport nicht zu unterbrechen, sollten Sie rechtzeitig alles genau planen. Denken Sie bei kühlkettenpflichtigen Medikamenten daran: Die Kühlkette muss von Beginn bis Ende der Reise durchgehend gesichert sein! Kalkulieren Sie deshalb auch mögliche Verzögerungen wie Staus, Flugausfälle und ähnliches mit ein.

Die richtige Kühlung

• Verwenden Sie für den Transport eine spezielle Medikamenten-Kühltasche oder Kühlbox. Derartige Isoliertaschen wurden eigens für den Transport temperaturempfindlicher Medikamente entwickelt, so dass sie zuverlässig und sicher auch auf längeren Strecken kühlen können. Denn bei der Verwendung von herkömmlichen Kühltaschen besteht die Gefahr einer Unterkühlung oder zu kurzer Kühlzeiten. Medikamenten-Kühltaschen gibt es in verschiedenen Größen und Ausführungen (z. B. mit herkömmlichen Kühlakkus oder auch als elektrische Variante, die über den Zigarettenanzünder im Auto betrieben werden kann). Gerne beraten wir Sie hierzu ausführlich bei uns vor Ort.
• Falls Sie für Ihre Medikamenten-Kühltasche herkömmliche Kühlakkus verwenden, temperieren Sie diese rechtzeitig und entsprechend der Herstellerangaben im Gefrierfach oder Kühlschrank vor.
• Deponieren Sie die richtig temperierten Kühlakkus kurz vor der Abreise zusammen mit Ihren Medikamenten in der Kühlbox. Achten Sie darauf, dass die Arzneimittel nicht direkt mit den Kühlakkus in Berührung kommen, da diese sonst festfrieren könnten.
• Schützen Sie Ihre Medikamente beim Transport durch einen Plastikbeutel vor Feuchtigkeit.
• Prüfen Sie im Vorfeld die Kühlmöglichkeiten am Reiseziel, ob zum Beispiel im Hotelzimmer ein funktionierender Kühlschrank steht.
• Wichtig: Deponieren Sie Ihre kühlkettenpflichtigen Medikamente direkt nach Ankunft am Urlaubsort im Kühlschrank Ihrer Unterkunft!

Bei einer Flugreise

• Führen Sie kälteempfindliche Wirkstoffe wie beispielsweise Insulin oder Faktorpräparate immer im Handgepäck mit, da es im Frachtraum zu stark abkühlen kann. Außerdem besteht beim Transport in aufgegebenen Gepäckstücken die Gefahr eines Bruchs oder Verlustes.
• Erkundigen Sie sich vorab bei Ihrer Fluggesellschaft, wie Ihre Medikamente zu transportieren sind und ob diese z. B. im Bordkühlschrank deponieren werden können.
• Lassen Sie sich eine ärztliche Bescheinigung für die Grenz- und Sicherheitskontrollen am Flughafen ausstellen, da Flüssigkeiten nur in Ausnahmefällen mit an Bord genommen nehmen dürfen.

Außerdem nicht vergessen!

• Wenn Sie unter Hämophilie, Diabetes, Krebs oder einer anderen schwerwiegenden Krankheit leiden: Besprechen Sie Ihre Reisepläne rechtzeitig mit Ihrem behandelnden Arzt bzw. Ihrer Ärztin. Erstellen Sie für Ihre Urlaubszeit mit Ihrem Behandlungsteam einen Therapieplan, der genau auf Ihre Reise abgestimmt ist und fragen Sie, was es noch zu beachten gibt.
• Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ein Dokument ausstellen, worauf alle wichtigen Daten wie Diagnose, Medikation sowie genaue Bezeichnungen aufgeführt sind, am besten auch in englischer Sprache. Dieses benötigen Sie nicht nur für Notfälle, sondern auch für die Grenz- und Sicherheitskontrollen am Flughafen.
• Packen Sie von jedem Medikament mindestens eine Originalverpackung und einen Beipackzettel ein.
• Notieren Sie wichtige Adressen und Rufnummern vor Ort, z. B. von Arztpraxen, Apotheken oder Kliniken.
• Nehmen Sie 30 bis 50 Prozent mehr an Medikamenten und Hilfsmitteln mit, als Sie zuhause benötigen. So sind Sie für alle Eventualität gewappnet, ganz nach dem Motto: Lieber etwas nach Hause zurückbringen, als unterwegs einen Mangel feststellen.
• Erkundigen Sie sich, ob Sie für Ihre Medikamente im Urlaubsland eine Zollbescheinigung oder andere Bescheinigungen (z. B. für Spritzen, Pens, Implantate, Ports etc.) benötigen.